Dissidenten-Künstler Westerwelle bei Ausstellungseröffnung mit Werken Ais

Berlin (RPO). Der inhaftierte chinesische Künstler Ai Weiwei bleibt verschollen, seine neuesten Werke werden seit Freitag in Berlin präsentiert.

Als Zeichen der Solidarität besuchten Außenminister Guido Westerwelle und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die Ausstellungseröffnung und forderten erneut die Freilassung des Menschenrechtsaktivisten. "Wir haben gegenüber den chinesischen Behörden unzweideutig zum Ausdruck gebracht, dass die Festsetzung von Ai Weiwei beendet werden muss", sagte der FDP-Chef.

Eigentlich sollte Ai Weiwei zur Ausstellungseröffnung kommen. Er war aber am 3. April von den chinesischen Behörden festgenommen worden und gilt seitdem als verschollen. In der Galerie Neugerriemschneider in Berlin-Mitte sind bis 4. Juni zwei neue Werke zu sehen. Gezeigt werden die extra für die Galerie angefertigte Porzellanarbeit "Rock" sowie die Holzskulptur "Tree". Die Installation soll an traditionelle chinesische Gärten erinnern.

Die Freiheit der Kunst als unschätzbares Gut

Westerwelle sagte, die Freiheit der Kunst sei ein unschätzbares Gut, das verteidigt werden müsse. "Immer da, wo die Freiheit der Kunst eingeschränkt wird, wird die Bundesregierung auch ihre Stimme erheben", sagte er. Die Regierung sei sehr besorgt über die Festsetzung Ais.

Ähnlich äußerte sich Wowereit. Die Ausstellungseröffnung biete die Möglichkeit, an die Festnahme Ais zu erinnern. Er appelliere an die chinesischen Machthaber, den Künstler endlich freizulassen. Menschenrechtsaktivisten von Amnesty International demonstrierten mit Plakaten vor der Galerie für die Freilassung Ais.

Galerist Burkhard Riemschneider sagte: "Wir sind froh, dass wir die Ausstellung so haben einrichten können, wie es der Künstler geplant hat." So könne die Kunst nun für Ai Weiwei sprechen, der sich selbst nicht zu Wort melden könne. Die Ausstellung findet im Rahmen des dreitägigen Berliner Gallery Weekends statt, an dem sich 44 Galerien beteiligen. Neben Ais Werken sind in den Galerien unter anderem Arbeiten von John Bock, Lyonel Feininger und Gilbert & George zu sehen.

Grünen-Chefin Claudia Roth und die Sprecherin für die auswärtigen Beziehungen der EU, Viola von Cramon, forderten: "Die demokratische Öffentlichkeit und die Kulturszene erwarten zu Recht von der Bundesregierung, sich glaubwürdig und nachdrücklich für die Freilassung des Künstlers einzusetzen, statt nur warme Worte zu finden."

Die internationale Schriftstellervereinigung P.E.N.-Zentrum Deutschland forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Zurückhaltung bei weiteren kulturellen Kooperationen mit China auf. "Die Führer der Volksrepublik China haben offenbar andere Vorstellungen von der Gültigkeit der Menschenrechte als sie in Europa üblich sind oder sein sollten", erklärte die Vereinigung.

Einen Abbruch der vom Auswärtigen Amt mit 6,6 Millionen Euro geförderten Ausstellung "Kunst der Aufklärung" in Peking als Reaktion auf die Festnahme lehnte Westerwelle erneut ab. Er glaube an die aufklärerische Kraft von Kunst. Bei einem Abbruch würde genau das Gegenteil von dem erreicht, was man wolle: Man würde nicht eine freiheitliche Strömung stärken, man würde sie sehr schwächen.

Ähnlich äußerten sich die Grünen. Eine vorzeitige Schließung der am 1. April eröffneten Schau sei nicht das richtige Signal, erklärten Roth und Cramon. "Denn wir brauchen noch mehr derartige Kooperationsprojekte mit China, die in unterschiedlichsten Zusammenhängen Kanäle für den Austausch schaffen." Der Besucherandrang hält sich derzeit aber in Grenzen: Täglich besuchen nur mehrere hundert Menschen die Ausstellung im chinesischen Nationalmuseum, wie verschiedene Medien berichteten.

(apd/sdr)
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