Koalition einigt sich auf neuen Bundesbank-Chef Weidmann räumt noch heute seinen Schreibtisch

Berlin (RP/RPO). Der Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, der 42-jährige Jens Weidmann, wird neuer Bundesbankpräsident. Am Mittwochmorgen gab die FDP endgültig grünes Licht, wie unsere Redaktion in Berlin erfuhr. Bis zum Ende des Tages räumt der bisherige Wirtschaftsberater der Kanzlerin seinen Schreibtisch. Vize wird die Bafin-Direktorin Sabine Lautenschläger.

Merkels Mann für die Bundesbank
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Merkel und FDP-Chef Guido Westerwelle informierten nach Angaben von Teilnehmern am Mittwochmorgen das Kabinett über die Verabredung. Danach soll die Personalie öffentlich bekanntgegeben werden. Am Vormittag hatte auch die FDP die letzten Unklarheiten beseitigt und grünes Licht gegeben. Weidmann wird bis Ende des Tages seinen Schreibtisch im Kanzleramt räumen, wie es hieß.

Weidmann wird sich demnach umgehend aus seinem Aufgabenfeld als enger Berater der Kanzlerin zurückziehen. Der Posten des Bundesbank-Chefs wird zum 1. Mai frei. Bis dahin gönnt sich der 42-Jährige eine Art Mini-Karenz. Am Dienstag war auf Seiten der Opposition und der FDP Kritik an der Wahl Weidmanns laut geworden. Die Nähe zur Politik lasse Zweifel an seiner Unabhängigkeit aufkommen, monierten auch Teile der Presse. Die Bundesbank hat immer große Stücke auf ihre Unabhängigkeit von der Politik gelegt und damit großes Ansehen erworben.

Die Einigung erfolgte schnell

Während in den vergangenen Tagen bereits die Wahl auf Weidmann hinauslief, war die Frage nach dem Bundesbank-Vizeposten noch offen. Medienberichten zufolge soll sich Weber für Joachim Nagel eingesetzt haben, der aber als SPD-nah gelte. Nun fiel die Wahl auf Lautenschläger. Kreisen zufolge wurde sie am Mittwochmorgen von Westerwelle angerufen und gefragt. Aus den Kreisen wurde hervorgehoben, dass die FDP eine Frau in der Bundesbankführung haben wollte.

Eine Einigung darüber konnten Merkel und Westerwelle offenbar relativ rasch erzielen, weil auch die CDU-Chefin die Suche nach einer Frau in Auftrag gegeben hatte. Bereits bei der Debatte um die Frauenquote in den Spitzenetagen der Wirtschaft hatte Merkel betont, dass Personalwechsel in Spitzenämtern verstärkt dazu genutzt werden sollten, Frauen in Entscheidungspositionen zu bringen.

Lautenschläger ist eine anerkannte Größe

Damit rückt erstmals eine Frau auf diesen Posten. Lautenschläger hat sich Respekt durch ihre Arbeit als oberste Bankenaufseherin bei der Bafin erworben. Offiziell arbeitet die Rheinländerin als Exekutivdirektorin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), für die sie seit dem Jahr 2008 die Aufsicht über die gesamte deutsche Bankenwelt führt. Die 46-Jährige gilt als hart in der Sache, aber durchaus fähig zum diplomatischen Ton.

Weidmann wird Nachfolger des Ende April ausscheidenden Bundesbankchefs Axel Weber. Der 53-Jährige hatte vergangene Woche um seinen vorzeitigen Abschied gebeten, seine Amtszeit endete regulär erst 2012. Weber begründete den Amtsverzicht mit seiner Isolation im Rat der Europäischen Zentralbank. Er hatte sich öffentlich gegen den Mehrheitsbeschluss gestellt, Staatsanleihen bedrohter Euro-Staaten aufzukaufen.

Weidmann kam in Solingen zur Welt und studierte unter anderem in Bonn. Weber gilt als sein Mentor, er soll im Hintergrund für Weidmann als Nachfolger geworben haben. Der promovierte Volkswirt genießt als Finanzfachmann einen ausgezeichneten Ruf.

(RP/AP/RTR)
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