Klimaschutzkonferenz in Ägypten Was die Klimaschäden weltweit kosten könnten

Berlin · Die besonders betroffenen Staaten fordern ein festes Regelwerk für Industrieländer dazu verpflichtet, für Klimaschäden in anderen Erdteilen aufzukommen. Die größten Emittenten, darunter Deutschland, sagen lieber Einzelzahlungen zu – denn die Ansprüche wären um ein Vielfaches höher.

 Eine Frau spricht bei einer Protestaktion beim UN-Klimagipfel COP27 in ein Megaphon. Mehrere Klimaschutzorganisationen forderten auf dem UN-Gelände Reparationszahlungen an von Klimaschäden betroffene Länder.

Eine Frau spricht bei einer Protestaktion beim UN-Klimagipfel COP27 in ein Megaphon. Mehrere Klimaschutzorganisationen forderten auf dem UN-Gelände Reparationszahlungen an von Klimaschäden betroffene Länder.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Bei den UN-Klimakonferenzen stehen der Kampf gegen die Ursachen des Klimawandels und Maßnahmen zur Anpassung an die Erderwärmung im Vordergrund. Insbesondere Entwicklungsländer und kleine Inselstaaten weisen aber schon seit Jahren darauf hin, dass sie die Auswirkungen der Erderhitzung wie Überschwemmungen und Dürren bereits zu spüren bekommen – und zwar deutlich heftiger als die Industriestaaten. Sie fordern daher zusätzliche Finanzhilfen von den Industriestaaten.

Doch bislang sind sie bei allen Klimakonferenzen mit der Forderung nach einem festen Regelwerk und Fonds für das Thema „Loss and Damage“ gescheitert – also finanzieller Entschädigung oder Beteiligung der Hauptverursacher an Verlusten und Schäden durch den Klimawandel.

Bei der nun langsam zu Ende gehenden Klimakonferenz in Ägypten war das Thema erstmals als eigener Punkt auf der Verhandlungsagenda verankert worden. Als Vermittlerinnen bei den UN-Verhandlungen zu Loss and Damage wurden vorab die deutsche Außen-Staatssekretärin Jennifer Morgan und Chiles Umweltministerin Maisa Roja ernannt. Doch insbesondere die USA und China stellten sich bislang einem solchen Regelwerk entgegen.

Und das nicht ohne Grund. Denn die von Experten geschätzten Kosten für die Klimaschäden sind bereits heute gewaltig – mit stark steigender Tendenz. Der ghanaische Sonderbeauftragte Henry Kokofu sprach von Schäden für die Staatengruppe der sogenannten V20 von mehr als 500 Milliarden Euro in den vergangenen 20 Jahren. Zu der Gruppe der V20 besonders gefährdeter Länder gehören rund 60 Staaten mit zusammen etwa 1,5 Milliarden Menschen.

Laut einer Studie der London School of Economics könnten die klimabedingten Schäden und Verluste bis 2050 sogar auf 1,0 bis 1,8 Billionen Dollar jährlich steigen. Der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, sagte unserer Redaktion: „Die besonders von Klimaschäden bedrohten Staaten pochen zurecht darauf, dass es einen festgeschriebenen, institutionalisierten Geldtopf reicher Superemittenten für Klimaschäden in anderen Ländern geben sollte.“ Käme es so, würden sich für diesen Bereich für Deutschland Beitragserhöhungen von etwa fünf bis zehn Milliarden Euro pro Jahr ergeben, sagte Kaiser.

Gemeinsam mit Dänemark und Kanada gehört die Bundesregierung zu den Befürwortern eines solchen Fonds. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte, Industriestaaten müssten für die aufgrund vergangener Emissionen entstehenden Klimaschäden aufkommen, aber auch China „für die Schäden der Zukunft“.

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