Landtagswahl am Sonntag Zwischen Zittern und Vorfreude - die Parteien vor der Bayern-Wahl

Die Landtagswahl am Sonntag wird die politische Landschaft in Bayern wohl gründlich durcheinanderwirbeln. Bis zu sieben Parteien können sich begründete Hoffnung auf einen Einzug in den Landtag machen. Ein Überblick.

 Ein Archivbild von der Bundestagswahl 2017: Männer und Frauen in bayerischer Tracht geben in einem Wahllokal in Unterwössen ihre Stimme ab.

Ein Archivbild von der Bundestagswahl 2017: Männer und Frauen in bayerischer Tracht geben in einem Wahllokal in Unterwössen ihre Stimme ab.

Foto: dpa/Sven Hoppe

CSU: Die CSU kann sich eigentlich nur mit einem trösten: Sie wird wohl nicht das schlechteste Landtagswahlergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg hinnehmen müssen - das waren 27,4 Prozent im Jahr 1950. Allen Umfragen zufolge müssen die Christsozialen aber mit einem Absturz rechnen: Die 47,7 Prozent von vor fünf Jahren sind außer Reichweite.

Frage ist nur noch, ob es nach den historisch schlechten 38,8 Prozent bei der Bundestagswahl im Herbst 2017 weiter abwärts geht - und wie weit. Zum zweiten Mal nach 2008 dürfte die CSU jedenfalls ihre absolute Mehrheit verlieren. Damals war sie von 60,7 auf 43,4 Prozent abgestürzt und musste sich erstmals seit Jahrzehnten einen Koalitionspartner suchen. 2013 gelang es ihr, die absolute Mehrheit noch einmal zurückzuerobern. Doch Ergebnisse von über 50 Prozent, die jahrzehntelang die Regel waren, sind Geschichte. Während Ministerpräsident Markus Söder fest im Sattel zu sitzen scheint, könnte eine Debatte über Parteichef Horst Seehofer losbrechen.

Grüne: Die Grünen stehen mit ihren beiden Spitzenkandidaten Katharina Schulze und Ludwig Hartmann vor einem historischen Erfolg in Bayern: Noch nie zuvor haben sie bei einer Landtagswahl im Freistaat ein zweistelliges Ergebnis erzielt. Am Sonntag könnten sie nicht nur das schaffen, sondern sogar zweitstärkste Kraft hinter der CSU werden. In den Umfragen der vergangenen Wochen lagen sie mit 16 bis 19 Prozent jedenfalls konstant auf Platz zwei, deutlich vor der SPD. Der bisherige Spitzenwert der Grünen bei einer Bayern-Wahl waren 9,4 Prozent im Jahr 2008. Vor fünf Jahren hatten sie 8,6 Prozent erreicht, sie waren damals nur viertstärkste Kraft geworden.

SPD: Die SPD ist in Bayern traditionell leidgeprüft. Sie muss sich nun aber auf das schlechteste Landtagswahlergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg einstellen - bisheriger Tiefpunkt waren 18,6 Prozent im Jahr 2008. Bei der Europawahl 2009 musste sich die SPD mit 12,9 Prozent zufrieden geben. Sogar mit dem beliebten und prominenten Münchner Oberbürgermeister Christian Ude als Spitzenkandidat hatten es die Sozialdemokraten bei der Landtagswahl 2013 nur auf 20,6 Prozent geschafft - wobei diese Zahl inzwischen wie aus einer anderen Welt erscheint: In Umfragen lag die SPD zuletzt nur bei 10 bis 13 Prozent. Bei der Bundestagswahl im vergangenen Herbst waren es in Bayern 15,3 Prozent gewesen. Spitzenkandidatin Natascha Kohnen, erst seit Mai 2017 Landeschefin, muss möglicherweise um ihren Job bangen.

Freie Wähler: Die Freien Wähler hoffen am Sonntag nicht nur auf ein zweistelliges Ergebnis, sondern wollen künftig erstmals auf der Regierungsbank sitzen. Und zwar am liebsten nur zusammen mit der CSU, notfalls, wenn das nicht reicht, in einem Dreierbündnis mit CSU und FDP. Das wäre der größte Erfolg in der Geschichte der Freien Wähler überhaupt, die 2008 mit 10,2 Prozent der Stimmen erstmals in den Landtag eingezogen waren. Vor fünf Jahren hatten sie mit 9,0 Prozent etwas schlechter abgeschnitten. Nun dürfen sie sämtlichen aktuellen Umfragen zufolge mit einem Ergebnis von 10 bis 11 Prozent rechnen.

AFD: Die AfD kann fest mit einem Einzug in den Landtag rechnen - die Frage ist eigentlich nur noch, mit wie vielen Abgeordneten. Umfragen sehen die Rechtspopulisten seit Anfang 2017 im zweistelligen Bereich, zuletzt waren es zwischen 10 und 14 Prozent. Besonderheit bei der AfD ist: Es gab keinen landesweiten Spitzenkandidaten, sondern nur Listenführer in den Regierungsbezirken. Erwartet wird deshalb beispielsweise, dass es in der neuen Fraktion gleich Auseinandersetzungen über die Führungsmannschaft geben könnte.

FDP: Für die FDP waren die vergangenen Jahrzehnte ein Wechselspiel: Mal schaffte sie den Einzug in den Landtag, mal nicht. 2008 waren die Partei nach längerer Pause wieder ins Maximilianeum eingezogen, mit 8,0 Prozent. Und gleich durfte sie mitregieren - weil die CSU auf einen Koalitionspartner angewiesen war und sich die FDP aussuchte. 2013 flog die FDP mit 3,3 Prozent wieder aus dem Landtag. Diesmal soll es mit dem jungen Spitzenkandidaten Martin Hagen wieder klappen. Dennoch muss die FDP angesichts von Umfragen von 5 bis 6 Prozent zittern.

Linke: Bei Bundestagswahlen lag die Linke in Bayern schon zweimal über 5 Prozent. Nicht aber bei Landtagswahlen. 4,4 Prozent im Jahr 2008 waren der bisherige Höchststand - der Einzug ins Maximilianeum blieb der Partei also bisher verwehrt. Diesmal heißt es wieder Hoffen und Zittern: In einer Umfrage im September lag die Linke tatsächlich bei 5 Prozent, sonst meist knapp darunter. Es wird also sehr knapp.

(jco/dpa)
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