Ministerin macht sich „große Sorge“ um Segelschulschiff Zahlungsstopp bei „Gorch Fock“

Berlin · Von der Leyen macht sich „große Sorgen“ um Schicksal des Segelschulschiffes.

 Ein Archivbild aus besseren Tagen: die „Gorch Fock“ beim Auslaufen aus ihrem Heimathafen in Kiel.

Ein Archivbild aus besseren Tagen: die „Gorch Fock“ beim Auslaufen aus ihrem Heimathafen in Kiel.

Foto: dpa/Carsten Rehder

Die Zukunft des Segelschulschiffes „Gorch Fock“ ist ungewiss. „Ich mache mir große Sorgen um die Gorch Fock“, sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen unserer Redaktion.  Es gebe viele offene Fragen an die Werft. „Wir haben bislang 69,5 Millionen gezahlt und jetzt einen vorläufigen Zahlungsstopp verhängt“, berichtete die Ministerin nach einer internen Bestandsaufnahme. Die Staatsanwaltschaft müsse den Korruptionsverdacht so schnell wie möglich klären. Parallel überprüfe die Bundeswehr intern alle Kostenberechnungen. „Erst mit einem klaren Gesamtbild können wir belastbare Entscheidungen über die Zukunft der ,Gorch Fock’ treffen," erklärte die Ministerin.

Der prächtige Dreimaster ist seit 2016 zur Grundsanierung aus dem Betrieb genommen worden. Die kalkulierten Kosten für das Fitmachen des Schiffes sind in dieser Zeit von zehn auf 135 Millionen Euro angestiegen. Inwiefern die Selbstanzeige eines Kostenkontrolleurs des zuständigen Marine-Arsenals wegen Vorteilsnahme eine Rolle spielt, prüft derzeit die Staatsanwaltschaft. Der Mitarbeiter hatte sich bei seinem Vorgesetzten gemeldet und berichtet, dass er von einem Auftragnehmer einen kostengünstigen  Kredit erhalten habe.

Die Linke forderte von der Leyen zu einem Abbruch des Sanierungsprojektes auf. Schon zum jetzigen Zeitpunkt sei ein kompletter Neubau eines Segelschulschiffes günstiger, erklärte Verteidigungsexperte Alexander Neu. Die Gewerkschaft verlangte dagegen ein Festhalten an der Sanierung. Bei der Entscheidung über die "Gorch Fock" gehe es auch um die „Zukunft der Werft und der etwa 130 Beschäftigten", sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. Der norddeutsche CDU-Verteidigungsexperte Ingo Gädechens erläuterte, vor einer Weiterbau-Entscheidung müsse erst das Vertrauen zwischen Bund und Werft wiederhergestellt werden.

Die „Gorch Fock“ war im Jahr 1958 in Dienst gestellt und 2010 bereits einmal für rund zehn Millionen Euro generalüberholt worden. Nach einem Todessturz aus der Takelage ging es erst zwei Jahre später mit den Ausbildungsfahrten wieder los. 2016 war die Sanierung zunächst für sieben Monate, dann für zwei Jahre geplant. Inzwischen ist auch die Ausbildungsfahrt im nächsten Jahr wieder gestrichen, wird mit einer Fertigstellung erst Ende 2019 gerechnet - wenn überhaupt.

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