Schlimmer als Armutsbericht Von der Leyen: Jedes sechste Kind lebt in Armut

Berlin (RPO). Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat davor gewarnt, die Armut von Kindern in Deutschland zu unterschätzen. Ein 60-seitiger Bericht kommt zum Ergebnis, dass mehr als jedes sechste deutsche Kind in Armut lebt. Damit ist die Lage in Deutschland bedrohlicher als im nationalen Armutsbericht dargestellt.

Die Reaktionen auf den Armutsbericht
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Foto: AP

Im nationalen Armutsbericht, dessen Entwurf Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) vor einer Woche vorgestellt hatte, war die Kinderarmut niedriger eingeschätzt worden: Danach ist nur etwa jedes achte Kind in Deutschland ist demnach von Armut bedroht.

Einen gesetzlichen Mindestlohn, den Arbeitsminister Scholz bei der Präsentation des Armutsberichts gefordert hatte, lehnt die Familienministerin ab: "Ein Mindestlohn hilft keiner Familie mit mehreren Kindern", sagte sie. Familien mit kleinen Einkommen bräuchten gezielte finanzielle Hilfen: Die Ministerin plädierte erneut für ein nach der Kinderzahl gestaffeltes Kindergeld, weil es "verhindert, dass kinderreiche Familien in die Armut rutschen".

Der Bericht, den das Prognos-Institut für das Bundesfamilienministerium erstellt hat, ermittelt laut Bericht hohe Armutsrisiken für einzelne Gruppen. So seien etwa 40 Prozent der Kinder von Alleinerziehenden von Armut bedroht, 30 Prozent der Migrantenkinder sowie fast zwei Drittel der Kinder von Hartz-IV-Empfängern.

Der Bericht mit dem Titel "Armutsrisiken von Kindern und Jugendlichen in Deutschland" betont, dass das Kindergeld den größten Beitrag zur Armutsbekämpfung leistet: Gäbe es kein Kindergeld, würden demnach zusätzlich etwa 1,7 Millionen Kinder unter die Armutsgrenze rutschen.

Größere Familien mit drei oder mehr Kindern spürten das Kindergeld besonders stark. Ihnen liefere es 15 Prozent des verfügbaren Einkommens. Bei Alleinerziehenden mit zwei Kindern sei dies noch deutlicher. Das Kindergeld entspreche im Schnitt 20 Prozent ihres Einkommens. Allerdings stellt der Bericht auch fest, dass Kindergeld das teuerste familienpolitische Instrument ist: 35 Milliarden Euro gibt der Staat jedes Jahr dafür aus.

(ap)
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