Kommentar Von der Leyen dient als Puzzleteil

Der einfache Soldat ist von seinem jeweiligen Verteidigungsminister mindestens so weit entfernt wie Ursula von der Leyen vom Kanzleramt.

Dezember 2013: Von der Leyen in Afghanistan
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Die Bundeskanzlerin hat die vormalige Arbeits-, vormalige Familien-, vormalige Landesbauministerin nicht zur Bundeswehr-Chefin gemacht, weil sie besonders viel Ahnung von der Materie hätte oder sie ihr blindlings vertrauen könnte. Von der Leyen als "Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt" in Deutschland ist vielmehr Teil des Merkel-Projektes, die Union dauerhaft bei über 40 Prozent zu stabilisieren.

Von der Leyen ist dabei extrem nützlich, weil sie traditionell CDU-ferne Wählerschichten einlädt, interessiert, bindet.

185.000 wahlberechtigte Soldatinnen und Soldaten geben dabei nicht den Ausschlag. Vielmehr sind sie Schauplatz von gesellschaftlicher Modernität auf dem Feld der Gleichberechtigung. Versagt von der Leyen bei diesem Projekt, ist Merkel jedoch zugleich eine Konkurrentin und potenzielle Nachfolgerin los. Besteht sie aber den Härtetest, ist alles möglich.

Daran wird von der Leyen nun arbeiten. So kurz nach ihrem Amtsantritt an den Hindukusch zu jetten, obwohl ihr Vorgänger zehn Tage zuvor bereits die Weihnachtswünsche überbracht hatte, beweist, dass die Ministerin nicht nur ihren Laden schnell in den Griff kriegen sondern von Anfang an eine besondere Identität zwischen den Soldaten und ihr herstellen will. Das bietet genügend Raum für weitere Identifikation über die Bundeswehr hinaus.

Angesichts ihrer seit Jahren blendenden Auftritte in den Talkshows der Republik überrascht es nicht, dass sie die Soldaten in Afghanistan handstreichartig für sich zu vereinnahmen wusste. Eine Garantie fürs Gelingen ist das nicht. Jeder neue Tag kann neue, auch brutale Herausforderungen bringen.

(may)
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