Studie zu Arbeitsmigration aus Drittstaaten Viele Zuwanderer wollen nicht in Deutschland bleiben

Berlin · Blue Card für Akademiker, Einwanderungserleichterungen für Fachkräfte in Mangelberufen – mit diesen und anderen Maßnahmen versucht die Bundesregierung, Zuwanderer aus Drittstaaten nach Deutschland zu locken. Neueste Zahlen aber zeigen, dass nur wenige diesem Ruf folgen. Und nicht nur das: Viele, die in die Bundesrepublik kommen, wollen gar nicht hier bleiben.

Stichwort Arbeitnehmerfreizügigkeit
Infos

Stichwort Arbeitnehmerfreizügigkeit

Infos
Foto: dpa, Matthias Hiekel

Blue Card für Akademiker, Einwanderungserleichterungen für Fachkräfte in Mangelberufen — mit diesen und anderen Maßnahmen versucht die Bundesregierung, Zuwanderer aus Drittstaaten nach Deutschland zu locken. Neueste Zahlen aber zeigen, dass nur wenige diesem Ruf folgen. Und nicht nur das: Viele, die in die Bundesrepublik kommen, wollen gar nicht hier bleiben.

Zuletzt hat das Thema Zuwanderung vor allem im Zusammenhang mit möglichem Sozialmissbrauch Schlagzeilen gemacht. Fakt ist aber, dass die Bundesrepublik angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels auch auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen ist. Entsprechend hat die Bundesrepublik in den vergangenen Jahren ihre Anstrengungen erhöht, auch qualifizierte Fachkräfte und Akademiker aus sogenannten Drittstaaten (also die Länder, die nicht in der EU sind und unter die Arbeitnehmerfreizügigkeit fallen) ins Land zu holen.

Doch trotz gelockerter Zuwanderungsbedingungen kommen aus diesen Ländern nur relativ wenig Fachkräfte nach Deutschland, wie die "Welt" unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit schreibt. So seien von Juli 2013 bis Juli 2014 gerade einmal 170 Fachkräfte mit beruflicher Qualifizierung hierher gekommen. Insbesondere in Berufen, die eine duale Ausbildung erforderten, gelinge es bisher kaum, verstärkt Fachkräfte aus Drittstaaten zu beschäftigen, zitiert die Zeitung den Bundesverband Deutscher Arbeitgeberverbände. Das ist aber bei Weitem nicht das einzige Problem, wenn es um die Zuwanderung aus Drittstaaten geht.

Gutverdiener weniger sesshaft

Wie die "Welt" unter Berufung auf eine gemeinsame Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und des Bundesamtes für Bevölkerung berichtet, hat das Gros der Neuzuwanderer aus den Drittstaaten nicht die Absicht, sich dauerhaft in Deutschland niederzulassen. Demnach ergab eine Umfrage unter den Zuwanderern, die in den vergangenen fünf Jahren in die Bundesrepublik kamen, dass gerade einmal 40 Prozent längerfristig oder für immer hier bleiben wollen.

Die Studie, so schreibt die Zeitung weiter, zeige zudem, dass eine gute Integration in den deutschen Arbeitsmarkt nicht automatisch heiße, dass die Arbeitskräfte auch länger hierblieben. Demnach gaben 43 Prozent der Zuwanderer mit einem Einkommen zwischen 25.000 und 55.000 Euro pro Jahr an, langfristig hier bleiben zu wollen. Bei den Gutverdienern mit über 55.000 Euro aber waren es gerade einmal 38 Prozent, die solche Pläne haben. Von den Migranten ohne Hochschulabschluss wollen laut der Umfrage 48 Prozent für immer bleiben, von den Akademikern aber lediglich 39 Prozent.

Angesichts des demografischen Wandels braucht die Bundesrepublik nicht nur Akademiker, sondern auch Fachkräfte etwa aus medizinischen Berufen. Daher dürfen seit Juli 2013 auch beruflich qualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten nach Deutschland kommen, wenn ihr Beruf einem Mangelberuf entspricht. Entsprechend erstellt die Bundesagentur für Arbeit seit einem Jahr eine sogenannte Positivliste, auf der derzeit etwa Pflegekräfte, Mechatroniker oder auch Klempner stehen. Wie aber können diese dauerhaft in der Bundesrepublik gehalten werden? Auch dieser Frage ist die Studie nachgegangen.

Wichtigkeit der Sprachkenntnisse

Demnach spielen insbesondere Sprachkenntnisse eine wichtige Rolle. Je besser die Zuwanderer die deutsche Sprache beherrschen, umso eher sind sie auch bereit, sich längerfristig hierzulande niederzulassen. Bei den Zuwanderern mit nur geringen oder gar keinen Deutschkenntnissen plant laut der Umfrage nur jeder Vierte, hierzubleiben.

Bei den Fachkräften mit guten Deutschkenntnissen sind es dagegen 57 Prozent. Aber auch soziale Faktoren spielen laut der Studie eine Rolle. Demnach sind Einwanderer sesshafter, wenn sie mit einem Partner einreisen, aber auch dann, wenn sie etwa an Vereinsaktivitäten teilnehmen oder sich hierzulande ein soziales Netzwerk aufbauen.

Unterschiede in Bezug auf die Bleibeabsicht gibt es auch, wenn man einen Blick auf die Herkunft der Zuwanderer aus den Drittstaaten wirft. Unter den Herkunftsländern dominieren demnach hierzulande westliche Länder wie die USA oder Japan mit fast 30 Prozent. Fast jeder Fünfte stamme aus Russland, 16 Prozent aus China. Doch die Umfrage stellt fest, dass gerade bei den Einwanderern aus den westlichen Ländern die Bindung an die Bundesrepublik umso geringer sei, je höher das Einkommen sei. Das könne unter anderem daran liegen, dass insbesondere Führungskräfte aus den Zentralen der Firmen in andere Länder geschickt werden und dies meist von vornherein zeitlich befristet ist.

Migranten aus Afrika, Asien oder osteuropäischen Drittstaaten dagegen erhofften sich in Deutschland eine bessere wirtschaftliche Perspektive — weswegen sie auch eher vorhaben, hierzubleiben.

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort