FDP kritisiert neue Sekundarschule Viel Lob für den "Schulfrieden"

Düsseldorf (RPO). Die positiven Reaktionen überwiegen deutlich: Der zwischen Rot-Grün und der CDU ausgehandelte Schulfrieden erntet vor allem Lob - von Lehrern, Kommunen und DGB. Nur die FDP ist unzufrieden.

NRW-Politiker schließen Schulfrieden
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"Der Gordische Knoten ist gelöst", sagte der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. Die Organisation der Gesamtschulen lobte einen "mutigen Schritt".

Wichtig sei, "dass die neue Schulform alle Bildungswege offen hält", sagte der DGB-Landesvorsitzende Andreas Meyer-Lauber. "Dies geschieht durch die gymnasialen Standards und die zwingende Kooperation mit einer gymnasialen Oberstufe."

"Aufgrund des demografischen Wandels sowie der Veränderungen beim Schulwahlverhalten der Eltern ist eine Flexibilisierung des Schulsystems dringend erforderlich", sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, Bernd Jürgen Schneider. Ein Konsens könne "Rechtssicherheit" für die Kommunen bringen.

Grundsätzliches Lob mit gewissen Einschränkungen kam vom Verband lehrer.nrw. Das gemeinsame Lernen an Sekundarschulen bedeute "die Gefahr einer Unterforderung starker Schüler und einer Überforderung schwächerer Schüler", sagte die Vorsitzende der Lobbyorganisation der Realschullehrer, Brigitte Balbach.

Die FDP lehnt den Kompromiss ab. Das Konzept sei "eine Bedrohung für das vielfältige, gegliederte Schulwesen in NRW", teilten der FDP-Landesvorsitzende Daniel Bahr und FDP-Fraktionschef Gerhard Papke mit. Die neue Sekundarschule bleibe beim rot-grünen Modell einer vollintegrativen Schule, kritisierten die beiden Liberalen. Sie fürchten, dass "wettbewerbsfähige Realschulen und Gymnasien in NRW in Zukunft strukturell ausgetrocknet" werden.

Das jahrzehntelange Schulkonflikt in Nordrhein-Westfalen war am Dienstag beigelegt worden: Die rot-grüne Minderheitsregierung einigte sich mit der CDU-Opposition auf die Einführung einer neuen Sekundarschule für die Klassen 5 bis 10. Damit bleibt es beim gegliederten Schulsystem. Die Politiker wollen nach wochenlangen Geheimverhandlungen keine Schulform abschaffen.

"Wir haben einen Schulfrieden für die nächsten 12 Jahre geschlossen", sagte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Bei dem Kompromiss hätten beide Seiten "Kröten schlucken müssen". Gewinner seien die Schüler, Lehrer, Eltern und Kommunen. NRW habe nun einen "guten und langfristigen Schulkonsens", sagte auch der CDU-Landesvorsitzende Norbert Röttgen.

Hauptschule raus aus Verfassung

Der Plan sieht vor, dass die CDU auf die von ihr geplante Verbundschule verzichtet. Zudem sind die Christdemokraten bereit, die Garantie der Hauptschule aus der NRW-Verfassung zu streichen. Rot-Grün wird die Gemeinschaftsschule nicht wie geplant umsetzen. Beide Seiten vereinbarten, dass das gegliederte Schulsystem dann bis 2023 nicht mehr angetastet werden soll.

Die neue Sekundarschule ermöglicht ein längeres gemeinsames Lernen aller Schüler in den Klassen 5 und 6. Dabei sollen auch gymnasiale Standards im Unterricht gelehrt werden. Die 12 zum Schuljahr 2011/2012 per Testversuch startenden Gemeinschaftsschulen werden ins Schulsystem integriert.

Bereits am Mittwoch (20. Juli) sollen die Grundzüge des Konzepts per Entschließungsantrag im Landtag gebilligt werden. Gesetzespläne werden aber erst im Herbst im Landtag beraten. Die neue Sekundarschule könnte dann im Sommer 2012 starten.

"Wir haben es geschafft. Wenn das kein großer Wurf ist, dann weiß ich es nicht", sagte Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann sagte, der Kompromiss sorge dafür, dass "es keine Einheitsschule" gibt. Die Christdemokraten hätten viel "CDU pur" durchgesetzt.

An Rhein und Ruhr hatte es seit den 1970er Jahren teils erbitterte Debatten über das Schulsystem gegeben.

(DAPD/pes-)
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