Verteidigungsministerin in Jerusalem Von der Leyen: Israel kann sich auf uns verlassen

Jerusalem · Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat bekräftigt, dass die "Sicherheit Israels deutsche Staatsräson" bleibe. "Unbedingt" könnten sich beide Länder aufeinander verlassen, schrieb sie nach einem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ins Gästebuch.

 Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.

Foto: dpa, ab ase

Mögen die zentralen Gedenkfeiern zum 50-jährigen Bestehen der deutsch-israelischen Beziehungen auch am Dienstag Abend zwischen den Staatspräsidenten beider Länder in Berlin begangen werden, Verteidigungsminister Ursula von der Leyen unterstreicht parallel bei einem Israel-Besuch die sicherheitspolitischen und emotional-persönlichen Aspekte der Partnerschaft.

Für einen hochrangig angesiedelten formellen Besuch hat die Fregatte "Karlsruhe" im Hafen von Haifa festgemacht. Die 220 Marinesoldaten sind von Wilhelmshaven aus um Afrika herum gefahren, haben eine Reihe von Manövern mit befreundeten Marinen absolviert und sind nun "Botschafter in Blau" in Israel. Sie schildern begeistert von ihren Eindrücken an Land: Israelische Familien haben einige von ihnen eingeladen, vorübergehend am Familienleben teilzunehmen, den Shabat mit ihnen zu feiern, über Gemeinsames und Trennendes zu sprechen und auch die Politik beider Seiten nicht auszuklammern.

Mit diesem Zweiklang ist auch von der Leyen im Land unterwegs: Klar machen, was Deutschland eindeutig anders sieht: den Siedlungsbau, die latente israelische Abkehr von der Zwei-Staaten-Lösung, die israelische Ablehnung eines Atomvertrages der internationalen Gemeinschaft mit dem Iran. Das Gegenteil wäre ein Mehr an Sicherheit für Israel, betont die Ministerin.

Diese Kritik sei möglich, weil sie auf dem Fundament einer verlässlichen Freundschaft stehe. Die Zusage erneuert von der Leyen. Deutschland sei bereit, mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen, sagt die Ministerin bei einem Empfang an Bord der Fregatte. "Ja, auch für Israel", fügt sie ausdrücklich hinzu. Deswegen liefern deutsche Firmen hochmoderne U-Boote, und deswegen bekommt Israel nun auch vier neue Kriegsschiffe, die Deutschland zu einem Drittel mitfinanziert. Diese dienten dann der zusätzlichen Absicherung israelischer Gasplattformen, erläutert Israels Verteidigungsminister Moshe Yaalon.

70 gemeinsame Militärprojekte absolvieren die israelischen Streitkräfte und die Bundeswehr pro Jahr. Über 700 Forschungsprojekte laufen auf der Grundlage deutsch-israelischer Kooperation. Die Beziehungen zu Israel seien intensiver als zu jedem anderen Land außerhalb Europas und der USA, unterstreicht von der Leyen. Sie selbst hat eine persönliche Beziehung zu Israel, seit sie mit ihrem Mann und ihrem gerade einjährigen Sohn zu ihrem allerersten Familienurlaub überhaupt aufbrach: In einen Wohnwagenpark am See Genezareth.

Mögen manche Staatsbesucher der zentralen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem nur einen kurzen Besuch abstatten und in der Halle der Erinnerung symbolisch die Gedenkflamme entfachen, um umgehend weiteren politischen Geschäften nachzugehen, von der Leyen macht es anders. Sie nimmt sich stundenlang Zeit, lässt sich durch Museums- und Ausstellungsräume führen, Hunderte Exponate erklären und die Verstrickung in die Verbrechen nahe bringen. Auch sie vergrößert die Flamme, auch sie legt mit Hilfe von zwei Marinesoldaten einen Kranz mit schwarz-rot-goldener Schleife nieder.

Dann nimmt sie sich am Ausgang des Denkmals für eineinhalb Millionen ermordete jüdische Kinder noch einmal viel Zeit, um ihre Gefühle und Eindrücke im Gästebuch zu hinterlassen: Sie schreibt von "tiefer Trauer" auch 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, von den "unfassbaren Verbrechen", die in deutschem Namen verübt wurden und deren Erinnerung "wir uns immer wieder aufs Neue stellen" müssten. Sie habe die Hoffnung, dass das Gedenken folgende Generationen vor solchen Grausamkeiten bewahren könne. "Möge uns dieser Ort eine Mahnung sein, jederzeit gegen Unmenschlichkeit, Ausgrenzung und Verfolgung aufzustehen", schreibt sie weiter. Schließlich dankt sie dafür, dass Israel vor 50 Jahren Deutschland die Hand zur Freundschaft gereicht habe. Heute seien Deutsche und Israelis durch tiefes Vertrauen verbunden. "Wir wissen, dass wir uns aufeinander unbedingt verlassen können", hält sie fest - was die Menschen für eine gemeinsame Zukunft stark mache.

(may)
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