Lisa Paus stellt Väter-Report vor Jeder zweite Vater will die Hälfte der familiären Kinderbetreuung übernehmen
Berlin · Jeder zweite Vater möchte gern die Hälfte der Betreuung der gemeinsamen Kinder übernehmen. Das geht aus dem Väterreport hervor. Trotz des Wandels des gesellschaftlichen Vaterbilds hapert es jedoch bei der Umsetzung. In der Praxis setzt nur jeder fünfte Vater die hälftige Betreuung auch um.
Was wollen Deutschlands Väter? Hat sich in puncto Kinderbetreuung das Verhältnis zwischen Müttern und Väter fortentwickelt? Oder klafft eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Laut dem aktuellen Väter-Report, den Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) am Dienstag vorstellte, will jeder zweite Vater die Hälfte der familiären Kinderbetreuung übernehmen. Die befragten Väter finden, dass kleine Kinder genauso gut von ihrem Vater betreut werden können wie von ihrer Mutter. Allerdings sieht die Praxis nach wie vor anders aus: Demnach übernehmen nur rund 21 Prozent der Väter hauptsächlich die Erziehung ihrer Kinder. Trotz des Wandels des gesellschaftlichen Vaterbilds hapere es jedoch bei der Umsetzung partnerschaftlicher Vorstellungen, erklärte Paus. In der Praxis setze daher nur jeder fünfte Vater die hälftige Betreuung auch um.
Laut der aktuellen Studie gibt es eine ähnliche Diskrepanz auch bei der Berufstätigkeit. Zwar befürworten knapp zwei Drittel der Väter gleiche berufliche Chancen und die finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile. Gleichzeitig verharren aber viele Väter im traditionellen Familienbild, wenn es um die zeitliche Aufteilung von Beruf und Kinderbetreuung geht. So arbeiteten nur acht Prozent der Väter in Teilzeit, während es bei den Müttern laut Befragung 68 Prozent sind.
Ein Wandel sei trotzdem erkennbar, heißt es in der Studie: Mit der Einführung der Partnermonate beim Elterngeld sei es in vielen Unternehmen zu einem Bewusstseinswandel gekommen. Dadurch sei das Engagement von Vätern in der Familie „sichtbar geworden“. Dies habe auch Einfluss auf betriebliche Prozesse, so habe die „Väterfreundlichkeit“ von Unternehmen zugenommen, heißt es.
Überhaupt schwebe immer weniger Vätern zumindest theoretisch das Modell des „alleinigen Familienernährers“ vor. Die Studie identifiziert aber unterschiedliche Typen von Vätern: der überzeugte Engagierte, der urbane Mitgestalter, der zufriedene Pragmatiker, der etablierte Konventionelle und der überzeugte Rollen-Bewahrer. Die beschriebenen Vätertypen seien vereinfachende Prototypen und sie unterschieden sich in ihren Einstellungen, in ihren Wünschen zur Aufgabenteilung von Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit, nach ihrer Nutzung des Elterngeldes, nach Alter der Kinder, Einkommen und Wohnumfeld.
Die grüne Bundesfamilienministerin wirbt innerhalb der Ampel derzeit für eine sogenannte „Familienstartzeit“ – eine zehntägige Freistellung von der Arbeit bei vollem Lohnausgleich für Partnerinnen und Partner nach der Geburt eines Kindes. Eine solche Startzeit war auch im Koalitionsvertrag vereinbart worden, stößt aber nicht überall in der Ampel auf Gegenliebe.
Paus betonte, der Väterreport zeige, dass es immer noch eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei der Aufgabenteilung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebe. Es brauche mehr mutige Väter, die ihre Wünsche nach einer partnerschaftlichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch umsetzten. Zugleich müssten Politik und Wirtschaft die Vereinbarkeit auch für Väter in den Blick nehmen. Mit der Geburt des ersten Kindes stellten viele Paare zentrale Weichen, wie sie die Familien- und Erwerbsarbeit aufteilten, sagte Paus. Deshalb wolle sie mit der geplanten Familienstartzeit den Wunsch junger Eltern unterstützen, sich nach der Geburt eines Kindes „partnerschaftlich einzuspielen“.