Newsweek US-Magazin nennt Merkel "verlorene Kanzlerin"

New York (RPO). Das renommierte US-Nachrichtenmagazin "Newsweek" attackiert in der kommenden Ausgabe (erscheint am 29. Oktober) ungewohnt scharf Bundeskanzlerin Angela Merkel. Unter dem Titel "Lost Leader" ("Die verlorene Kanzlerin") kritisiert das Blatt die angebliche Unentschlossenheit der Kanzlerin.

Merkels Gesten bei der UN-Vollversammlung
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Merkels Gesten bei der UN-Vollversammlung

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Foto: AFP

Auf der Titelseite ist die Bundeskanzlerin auf einem Schwarz-Weiß-Foto zu sehen. Das Motiv zeigt eine scheinbar resignierte, verzagte Kanzlerin. Unter dem Titel "Lost Leader" ist (frei übersetzt) zu lesen:

"Einst als deutsche Margaret Thatcher gefeiert, regiert Angela Merkel jetzt per Umfragen und Aussitzen und verlangsamt Reformen. Was ist passiert?"

Im Text beschreibt "Newsweek"-Autor Stefan Theil die politische Grundstimmung in Deutschland, erklärt die geplante Reformen beim Arbeitslosengeld I, beleuchtet das Aufkommen der Linken. Merkels Verhalten skizziert er als zögerlich, abwartend und unentschlossen.

Zur Kanzlerin schreibt er: "Geboren und aufgewachsen in Ost-Deutschland, hätte sie aus erster Hand erfahren haben müssen, was es heißt in einem ineffizienten und sozialistischem System aufzuwachsen."

Zum angeblichen Links-Rutsch in Deutschland: "Die interessanteste Frage ist, wie Merkel zu all dem steht. Ihr einziger Versuch einer großen Reform, die Deregulierung des öffentlichen Gesundheitssystems, endete in Zankerei und Scheitern."

Zu Merkels Rolle im Klimaschutz: "Sie hat den Klimaschutz zum Hauptanliegen ihrer Kanzlerschaft erklärt, ein einfaches Thema, um Zustimmung zu gewinnen."

Zum Führungsstil der Kanzlerin: "Sie redet über abstrakte Dinge wie Fairness und Gerechtigkeit und darüber, Deutschland fit für die Zukunft zu machen und lässt ihre Gefährten über die Details streiten."

Letztlich spekuliert der Autor über Merkels Motive: Entweder sei die CDU-Chefin eine Opportunistin oder eine geniale Taktikerin, die mit grünen und linken Themen die Sozialdemokraten bei den kommenden Wahlen vernichtend schlagen will. Ein Kurs, dessen wirkliche Gefahr erst beim nächsten wirtschaftlichen Abschwung deutlich werden würde.

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