Leserforum mit US-Botschafter Grenell „Trump ist der beste Präsident, den wir je hatten“

Düsseldorf · US-Botschafter Richard Grenell bleibt sich auch beim Besuch unserer Redaktion treu: „Ich habe einen anderen Stil, dafür entschuldige ich mich nicht.“ Eine Frage gegen Ende schien ihn dann doch leicht aus der Fassung zu bringen.

US-Botschafter Richard Grenell diskutiert mit RP-Lesern
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US-Botschafter Grenell diskutiert mit RP-Lesern

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Foto: Anne Orthen (ort)

Er ist schon viele Dinge genannt worden: „Totalausfall“, „Flegel“ oder „kleiner Trump“. Am Mittwochabend war der amerikanische Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, Gast der Rheinischen Post. Vor 150 Lesern beantwortete Grenell die Fragen des Chefredakteurs Michael Bröcker und ließ wissen: „Donald Trump ist der beste Präsident, den wir je hatten.“ Ja, auch besser als Abraham Lincoln und Ronald Reagan.

Der 52-Jährige kann, wenn er möchte, ein galanter Gesprächspartner und interessierter Zuhörer sein. Wenn Bröcker Fragen formulierte, lehnte Grenell sich leicht nach vorn in seine Richtung, für die Fragen aus dem Publikum stand er auf, blickte den Fragenstellern in die Augen – das Einmalseins der Körpersprache kennt der Mann.

Und wenn er über seinen Hund, seine Liebe zum Joggen oder über Sushi sprach, dann fragt man sich schon: Das soll sie sein? Die „Persona non grata“, die ausgewiesen gehört? Auch wenn sich nur die wenigsten Wolfgangs Kubickis (FDP) Forderung anschlossen, Botschafter Grenell ist in Deutschland – gelinde gesagt – umstritten.

Am Tag seiner Amtsübernahme verlangte er von der deutschen Wirtschaft den Rückzug aus Geschäften mit dem Iran. Unternehmen, die sich an dem Pipeline-Projekt Nordstream II beteiligen, drohte er mit Sanktionen. Und für den Fall, dass das chinesische Unternehmen Huawei am Aufbau des Mobilfunknetzes 5G beteiligt würde, würde sein Land die Geheimdienst-Zusammenarbeit einschränken. Das ist man von obersten Diplomaten nicht gewöhnt.

Aber solche Erwartungen zu erfüllen, das ist wohl auch nie das Ziel des ehemaligen TV-Kommentators gewesen, überraschen, fordern, unangepasst sein – das schon eher. Wie eben auch bei der Podiumsdiskussion im RP-Haus, die gemeinsam mit dem US-Generalkonsulat Düsseldorf und dem Amerika Haus NRW organisiert worden war.

Dass er nach nur einem Jahr Amtszeit der wohl bekannteste US-Botschafter sei, führte der RP-Chefredakteur auf dessen ungewohnt undiplomatische Art zurück. „Was ist überhaupt Diplomatie?“, fragte Grenell. „Ich habe einen anderen Stil, dafür entschuldige ich mich nicht. Es ist mein Job, amerikanische Interessen zu pushen.“ Doch die konfrontative Art ändere nichts daran, so Grenell, dass Deutschland das Potenzial habe, Donalds Trumps Lieblingsverbündeter zu werden.

Wenn es da nur nicht Themen wie Deutschlands Militärausgaben, Iran oder Nord Stream II wären: „Die Nato ist Deutschlands vollstes Engagement wert“, sagte Grenell und meinte die in seinen Augen zu geringen Militärausgaben der Bundesrepublik. Hier überrascht Grenell: „Wenn wir keinen Zweifel mehr an der Verpflichtung Deutschlands zur Nato haben müssten, dann würde das vielleicht auch etwas an der Haltung der USA zu Nord Stream II ändern.“

Auch im Umgang mit dem Iran: Die USA und Deutschland hätten das gleiche Ziel, aber unterschiedliche Wege: „Wir wollen den Iran durch wirtschaftliche Sanktionen ausquetschen“, so Grenell. „Und was ich an Trump so liebe, ist, dass er den Iran mit härtesten Sanktionen ausquetscht, aber gleichzeitig im Dialog mit dem Regime bleibt, um sie an den Verhandlungstisch zurückzuholen.“

Was er an Deutschland am meisten liebe, seien die Menschen, die Natur und die Liebe der Deutschen zu Hunden. Was ihn an Deutschland überrascht habe, wollte Bröcker wissen? „Dass viele Medien hier ähnliche Meinungen vertreten“, sagte Grenell und klagte auch, dass er sehr viel Kritik seitens der deutschen Medien auf sich ziehe – obwohl er doch nur der Überbringer von Botschaften sei. Soziale Netzwerke wie Twitter führten dazu, dass Journalisten zu wenig recherchierten und zu viel teilten. Dazu Bröcker: „Es sind, glaube ich, nicht nur Journalisten, die ihren Umgang mit Twitter überdenken müssten.“ Donald Trump war nicht nur bei diesem kleinen Seitenhieb omnipräsent. Grenell verteidigte ständig Trumps Politik wie eine Glaubensfrage.

Auf die Frage ob dessen harsche Rhetorik immer förderlich sei für eine Zusammenarbeit der Staaten, antwortete Grenell: „Ich bin mir nicht sicher, ob Popularität das ist, was wir unbedingt wollen. Der harte, fordernde Ansatz funktioniert.“

Den lautesten Applaus des Abends bekam weder eine Antwort Grenells noch eine Bemerkung Bröckers. Es war die Frage einer Frau aus dem Publikum, die aus Chicago kommt und seit zwei Jahren in Düsseldorf lebt: „Für mich als Amerikanerin spielt es auch eine Rolle, wie die USA wahrgenommen werden. Und im Moment machen sie die USA verantwortlich dafür, dass Hunderte Kinder an der mexikanischen Grenze unter unwürdigen Verhältnissen festgehalten werden. Was tun Sie konkret dafür, dass die USA wieder mit Werten wie Humanität, Respekt für Menschen und Respekt für Frauen in Verbindung gebracht werden?“

Über 150 Leser verfolgten das Gespräch des RP-Chefredakteurs mit US-Botschafter Richard Grenell. Etliche beteiligten in der anschließenden Diskussion.

Über 150 Leser verfolgten das Gespräch des RP-Chefredakteurs mit US-Botschafter Richard Grenell. Etliche beteiligten in der anschließenden Diskussion.

Foto: Anne Orthen (ort)
 Der US-Unternehmer Michael Remmert aus dem kalifornischen Manhattan Beach stellt Grenell eine Frage.

Der US-Unternehmer Michael Remmert aus dem kalifornischen Manhattan Beach stellt Grenell eine Frage.

Foto: Anne Orthen (ort)
 RP-Herausgeber Florian Merz-Betz (v.l.), US-Botschafter Richard Grenell, US-Generalkonsulin Fiona Evans und Chefredakteur Michael Bröcker.

RP-Herausgeber Florian Merz-Betz (v.l.), US-Botschafter Richard Grenell, US-Generalkonsulin Fiona Evans und Chefredakteur Michael Bröcker.

Foto: Anne Orthen (ort)

Es war diese eine Frage, die Sunshine-Grenell etwas aus der Fassung zu bringen schien. „Vieles von dem, was Sie sagen ist nicht wahr“, sagte er und wartete lang, bis er fortfuhr: „An Ihrer offensiven Art merke ich schon, dass ich Sie nicht überzeugen kann. Ich bin sehr stolz auf Amerika und die Unterstellung, irgendein Amerikaner wäre gemein zu Kindern an der Grenze, weise ich schärfstens zurück.“ Der US-Botschafter zeigte sich unterhaltsam und direkt. Unumstritten wird er wohl auch nach diesem Abends nicht bleiben. Aber das ist wohl kaum sein Ziel.

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