Trotz Entschuldigung von Thierse Unions-Politiker fordern weiterhin Rücktritt

Berlin (RPO). Trotz der Entschuldigung nach seinen abfälligen Äußerungen über Helmut Kohl, fordern Unions-Politiker weiter den Rücktritt von Wolfgang Thierse. Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach warf dem Bundestagsvizepräsidenten vor, seine Entschuldigung sei nur "nur taktisch motiviert und nicht ernst gemeint".

Es wäre gut, wenn Thierse "zu der Einsicht käme, dass sein Rücktritt notwendig ist", sagte Bosbach der Zeitung "Die Welt". SPD-Chef Kurt Beck wies dies zurück. Thierse habe sich persönlich entschuldigt und der Altkanzler Kohl habe die Entschuldigung angenommen. "Jetzt sollte es gut sein", sagte Beck der "Bild".

CDU-Mittelstandspolitiker Michael Fuchs sagte der "Welt" dagegen, Thierse habe in seiner Rolle als Parlamentsvize seine "Neutralitätspflicht verletzt". Er sei deshalb "untragbar, er muss weg." Laut CDU-Rechtsexperte Jürgen Gehb ist mit dem "honorigen Verhalten des Opfers Helmut Kohl das Offizialdelikt nicht aus der Welt geschafft". Darum müsse Thierse zurücktreten.

Auch CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer legte Thierse den Rücktritt nah. Haderthauer forderte Thierse in der "Rheinischen Post" vom Samstag auf, sich von seinen Äußerungen auch "ganz klar" inhaltlich zu distanzieren. "Letztlich muss die SPD klären, ob sie so jemanden weiter als Repräsentanten des Parlaments halten möchte", sagte Haderthauer.

Auslöser des Streits waren Äußerungen Thierses nach der Rücktrittserklärung von Vizekanzler Franz Müntefering (SPD), der zur Begründung auf die Krebserkrankung seiner Frau verwiesen hatte. Vor diesem Hintergrund hatte die "Leipziger Volkszeitung" Thierse mit dem Satz zitiert: "Seine Frau im Dunkeln in Ludwigshafen sitzen zu lassen, wie es Helmut Kohl gemacht hat, ist kein Ideal." Kohls Frau Hannelore hatte jahrelang unter einer Lichtallergie gelitten und sich 2001 das Leben genommen.

Thierses deshalb abgegebene förmliche Entschuldigung akzeptierte Kohl dann. Der Bundestagsvizepräsident hatte aber danach laut "Welt" erklärt, ihm sei "ein Fehler unterlaufen, nicht in dem, was ich gesagt habe, sondern indem ich ein Interview nicht autorisiert habe". Diese Äußerung wird in der Union als Festhalten Thierses an seinem Vorwurf gegenüber Kohl verstanden.

(afp)
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