Politbarometer-Umfrage Grüne können in Baden-Württemberg auf Rekordergebnis hoffen

Analyse | Stuttgart · Eine Woche vor der Landtagswahl profitieren laut Politbarometer die Grünen im „Ländle“ massiv von der Popularität ihres Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Die CDU verliert weiter und muss sich in ihrem einstigen Stammland mit dem zweiten Platz zufrieden geben.

 Beim SWR Live-Duell stehen die beiden baden-württembergischen Spitzenkandidaten zur Landtagswahl, Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) und Susanne Eisenmann (CDU) vor der Sendung im Stuttgarter Wahlstudio.

Beim SWR Live-Duell stehen die beiden baden-württembergischen Spitzenkandidaten zur Landtagswahl, Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) und Susanne Eisenmann (CDU) vor der Sendung im Stuttgarter Wahlstudio.

Foto: dpa/Patricia Neligan

Die Grünen können das eher konservative Baden-Württemberg bei der Landtagswahl am 14. März zu ihrem neuen Stammland machen. Nach einer Umfrage des Politbarometers der Forschungsgruppe Wahlen, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt, liegt die Öko-Partei derzeit bei 35 Prozent (plus ein Prozentpunkt gegenüber der letzten Umfrage vor vier Wochen), wenn schon jetzt die Landtagswahl wäre. Das wäre das beste Ergebnis, das die Grünen je im „Ländle“ erzielt hätten und läge fast fünf Prozentpunkte über dem Resultat bei der Landtagswahl 2016, als die Partei auf 30,3 Prozent kam.

Bluten muss vor allem die CDU, die über Jahrzehnte die Politik in Baden-Württemberg mit Ministerpräsidenten wie Lothar Späth und Erwin Teufel maßgeblich prägte. Sie würde nach der Umfrage mit 24 Prozent ihr bisher schwächstes Ergebnis bei einer Landtagswahl im südwestlichen Bundesland erreichen. Gegenüber der Erhebung vor vier Wochen verlieren die Christdemokraten vier Prozentpunkte, bei der Wahl 2016 schaffte die CDU gerade einmal 27,0 Prozent.

Kaum Veränderung gibt es bei den übrigen Parteien. Die rechtspopulistische AfD bleibt bei elf Prozent (Wahl 2016: 15,1 Prozent), die SPD bei zehn Prozent (2016: 12,7), und die Linke würde mit drei Prozent (2016: 2,9) den Einzug in den Landtag verfehlen. Leicht zulegen in der jüngsten Umfrage konnte die FDP, die wie die Sozialdemokraten auf zehn Prozent kommen (plus ein Prozentpunkt). 2016 schnitten die Liberalen mit 8,3 Prozent schwächer ab.

Das gute Ergebnis verdanken die Grünen vor allem dem amtierenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, der nun zum dritten Mal zur Wahl steht und einer der dienstältesten Länderchefs der Bundesrepublik ist. Auf einer Skala von +5 bis -5 erreicht der 72-jährige Biologie-Lehrer den hohen Wert von 2,7 und konnte gegenüber der Umfrage vor vier Wochen um 0,2 zulegen. Seine CDU-Herausforderin Susanne Eisenmann, die jetzige Schulministerin, liegt mit -0,2 im Negativbereich. Nur die eigenen Parteianhänger  sehen sie mit +1,6 positiv. Allerdings konnte sie gegenüber der letzten Erhebung mit 0,1 ganz leicht zulegen. Wie krass der Unterschied in der Beliebtheit der beiden ist, zeigt sich auch im persönlichen Vergleich. Dürften die Baden-Württemberger ihren Landeschef direkt wählen, würden sich 70 Prozent für Kretschmann und nur elf Prozent für die CDU-Kandidatin entscheiden. Die Grünen würden mit 96 Prozent fast geschlossen ihren Spitzenmann wählen, die CDU-Anhänger immerhin zu 59 Prozent. Nur 29 Prozent der christdemokratischen Wähler neigen Eisenmann zu. Mit Ausnahme der AfD genießt Kretschmann auch bei den übrigen Parteianhängern hohen Respekt.

Die Bewohner des „Ländle“ sind mit der Arbeit der grün-schwarzen Landesregierung sehr zufrieden. Auf der besagten Skala erreicht das Kabinett Kretschmann einen Wert von +1,5. Die Grünen werden mit 1,3 besser bewertet als die CDU mit 0,7. In der Opposition schneidet die SPD mit +0,1 leicht besser ab als die FDP (-0,4). Aus dem Rahmen fällt die AfD, die bei -3,7 liegt. Nicht überraschend ist auch der Wunsch vieler Wählerinnen und Wähler, die bisherige Koalition fortzusetzen. 49 Prozent sprechen sich für Grün-Schwarz aus, fünf Punkte mehr als vor vier Wochen. Nur 34 Prozent wollen die CDU bei diesem Bündnis vorne sehen. Sogar die christdemokratischen Wähler haben mit 50 Prozent eine Präferenz für eine Führungsrolle der Grünen. Eine Verbindung von Grünen und CDU ist auch die einzige Möglichkeit für ein Zwei-Parteien-Bündnis. Eine grün-rote Koalition hätte keine Mehrheit.

Die guten Werte für die Grünen stammen vor allem aus ihrer Kompetenz im Umgang mit der Corona-Krise, die den meisten Wählerinnen und Wähler am meisten am Herzen liegt (66 Prozent). Hier beträgt der Vorsprung der Öko-Partei 33 zu 16 Prozent gegenüber der CDU. Den anderen Parteien wird hier keine Expertise zugetraut. Bei dem für die Landespolitik wichtigen Thema Schule/Bildung, das für 14 Prozent ganz vorne steht, liegt indes die CDU mit 23 Prozent knapp vor den Grünen mit 20 Prozent. Auch die SPD kann hier mit 15 Prozent punkten. In der Wirtschaftspolitik schließlich vertrauen die Wähler eher der CDU mit 27 Prozent (Grüne: 23 Prozent, FDP: acht Prozent) als anderen Parteien.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wird bis zur Wahl laufend aktualisiert. Einige Kommentare beziehen sich noch auf die Ursprungsversion. Aus Transparenzgründen lassen wir sie stehen.

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