Reaktionen zum Triell „Herr Scholz war wie immer – nahe am Scholzomaten“

Berlin · Am Sonntag trafen sich die Kanzlerkandidaten von CDU, SPD und Grüne zum Triell. Wirklich herausragen konnte in der ersten von drei Runden noch niemand, doch es gab aufschlussreiche Momente. Die Reaktionen auf den Schlagabtausch.

Triell Laschet, Scholz, Triell: Stimmen der Twitter-Nutzer
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Das sagen Twitter-User nach dem ersten Triell der Kanzlerkandidaten

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Foto: dpa/Michael Kappeler

Die Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele, Professorin an der Hertie School of Governance in Berlin, lobt die Auftritte von Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) im Wahl-Triell vom Sonntag. Römmele sagte der "Heilbronner Stimme", Armin Laschet (CDU) habe es hingegen nicht geschafft, das Momentum zu drehen: "Im Gegenteil: die dritte Kandidatin ist wieder zurück im Spiel." Römmele sagte weiter: "Herr Scholz war wie immer - nahe am Scholzomaten. Ruhig, besonnen. Der dunkle Anzug samt dunkler Krawatte wirkte staatsmännisch. Er strahlte Seriösität, Regierungserfahrung aus. Frau Baerbock war frisch, angriffslustig, ganz die Rolle der Oppositionsführerin und teilte auch nach beiden Seiten aus. Herr Laschet ist in die Rolle das Angreifers gerutscht, hat nach allen Seiten ausgeteilt, war aber zu hektisch, guckte auch phasenweise ein wenig zu grimmig und die Angriffe saßen auch nicht immer."

Auch inhaltlich habe "Frau Baerbock durchaus Punkte machen können. Sicher in den Themen, Herr Laschet verhaspelte sich hier zunehmend und hat auch eigene Themen eher über den Angriff gesetzt als selbst. Herr Scholz hat seine ganze Regierungserfahrung im Bund ausgespielt." Auf die Frage, wer besonders staatsmännisch gewirkt habe, antwortete die Politikwissenschaftlerin: "Ganz klar Herr Scholz."

Kanzlerin Angela Merkel hat die Grünen im Zusammenhang mit dem Desaster beim Abzug des Westens aus Afghanistan kritisiert. Die Grünen hätten beim TV-Triel gezeigt, dass sie bei diesem Thema „keine klare Haltung“ hätten, sagte Merkel nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen am Montag in der CDU-Präsidiumssitzung in Berlin.

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus übte scharfe Kritik an SPD und Grüne für deren Haltung zu einem möglichen rot-rot-grünen Bündnis. "Es ist erschreckend, dass weder Olaf Scholz noch Annalena Baerbock eine Koalition mit den Linken ausschließen", sagte Brinkhaus dem Medienportal nw.de der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen" Union-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat Brinkhaus nach dem TV-Triell einen "souveränen und engagierten Auftritt" attestiert.

Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) hat nach Ansicht von CSU-Chef Markus Söder das erste große TV-Triell eindeutig für sich entschieden. „Starker Auftritt und klarer Sieg von Armin Laschet“, sagte Söder unmittelbar im Anschluss an die Sendung der Deutschen Presse-Agentur in München.

Die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, sieht die Grünen nun wieder auf Augenhöhe mit ihren Mitbewerbern. "Nach diesem Triell ist alles drin", sagte Haßelmann der "Neuen Westfälischen". Es habe sich gezeigt, so Haßelmann, dass es drei Kandidaten gibt, aber zwei Richtungen: Ein Weiter-so oder ein Aufbruch und eine bessere Politik.

Nach der ersten großen Fernsehdebatte der drei Kanzlerkandidaten sieht FDP-Generalsekretär Volker Wissing seine Partei bei der Steuerpolitik näher an der Union. „Da ist schon ein Graben zwischen der SPD, Grünen und uns“, sagte Wissing am Montag im RTL/ntv-„Frühstart“. Gleichzeitig stellte er den Willen der Union nach Steuerentlastungen in Frage. Die Union, „die 16 Jahre lang Steuerreformen verhindert hat, ist jetzt auch nicht gerade ein Überraschungsei“. Beim TV-Triell hätten alle drei Stärken und Schwächen gezeigt, meinte Wissing. Die FDP müsse dagegen im Schlussspurt des Wahlkampfs für ihre eignen Inhalte werben und den Fokus auf die Themen Bildung und Digitalisierung sowie die Stärkung der sozialen Marktwirtschaft legen.

„Das war ein sehr guter Auftritt und das hilft uns“, sagte Hessens Ministerpräsident und CDU-Vize Volker Bouffier am Montag beim Eintreffen zu einer Sitzung des CDU-Präsidiums, der engsten Parteispitze um Laschet. Saar-Ministerpräsident Tobias Hans sagte, Laschet habe die Dinge auf den Punkt gebracht und deutlich gemacht, dass es bei der Wahl um eine Richtungsentscheidung gehe. Mit Blick auf die schlechten Werte für CDU-Chef Laschet in einer Forsa-Blitzumfrage, die am Sonntagabend im Anschluss an das Triell gezeigt wurde, sagte Hans: „Eine Bundestagswahl ist ein Dauerlauf. Da braucht man Steherqualitäten. Die hat Armin Laschet wie kaum ein anderer.“

Bundesgesundheitsminister und CDU-Vize Jens Spahn hat den Auftritt von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet als guten Auftakt für die Schlussphase des Bundestagswahlkampfs gewertet. „Attacke und inhaltliche Aufladung, mit dieser Offensive hat Armin Laschet gestern Abend gepunktet“, sagte Spahn am Montag nach Angaben von Teilnehmern in der Präsidiumssitzung der CDU in Berlin. „Das war richtig stark. Und das ist die richtige Mischung für die nächsten vier Wochen.“ Spahn hatte Laschet im Kampf um den Parteivorsitz als Teampartner unterstützt.

Der niedersächsische CDU-Chef Bernd Althusmann sprach beim Eintreffen an der Parteizentrale von einem klaren Punktsieg für Laschet. „Das Rennen ist noch lange nicht gelaufen.“ Die Parteispitze werde im Wahlkampf zudem „noch ein paar kluge, gute Gesichter für die Union vorstellen“. Er sei „sehr optimistisch, dass die Union am Ende die Nase vorn haben wird“. Zur Kritik, Laschet habe beim TV-Triell teils verkniffen gewirkt, sagte Althusmann: „Es kommt nicht immer nur auf Stilfragen, Haltungsfragen, Lockerheitsfragen an. Am Ende geht's um die Parteien, am Ende geht's um die Inhalte der Parteien.“ Gerade in Zeiten der Veränderungen schauten die Menschen sehr genau auf die Inhalte. „Aber insbesondere kommt es darauf an, wer Deutschland sicher durch die Krisen der Zukunft führen wird.“ Laschet sei krisenerprobt und könne Deutschland sicher in die Zukunft führen.

 Beim TV-Triell am Sonntagsabend diskutierten die Kanzlerkandidaten von CDU, SPD und Grüne erstmals wieder in einer Frensehdebatte.

Beim TV-Triell am Sonntagsabend diskutierten die Kanzlerkandidaten von CDU, SPD und Grüne erstmals wieder in einer Frensehdebatte.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Die erste große Fernsehdebatte der drei Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen haben am Sonntagabend auf RTL 5,05 Millionen Zuschauer verfolgt. Das entspricht einem sehr guten Marktanteil von 16,4 Prozent für das sogenannte Triell. Unionskandidat Armin Laschet, Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock und SPD-Kandidat Olaf Scholz hatten sich zur besten Sendezeit einen TV-Schlagabtausch geliefert. Auch der RTL-Schwestersender ntv übertrug - und erreichte rund 550 000 Zuschauer (1,8 Prozent).

(lils/dpa)
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