Reaktionen auf TV-Duell im US-Wahlkampf „Kamala Harris hat bewiesen, dass sie das Format für die Präsidentschaft hat“

Berlin · Bei der TV-Debatte in Philadelphia hatten Donald Trump und Kamala Harris 90 Minuten Zeit, um die Zuschauer von sich zu überzeugen. Außenexperten erklären, wem das am Besten gelungen ist und wie das Duell die Wahl beeinflussen könnte.

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag Jürgen Hardt (CDU).

Foto: dpa/Christophe Gateau

Nach dem Schlagabtausch der US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Kamala Harris beim TV-Duell in Philadelphia erwarten Außenexperten der Parteien ein knappes Rennen vor der Wahl im November. Der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Nils Schmid erklärte, Harris habe einen souveränen Auftritt absolviert: „Sie hat die Chance genutzt, vor einem großen Publikum sich als zukünftige Präsidentin zu präsentieren“, sagt Schmid. „Sie hat Trump bei wahlentscheidenden Fragen wie Wirtschaft und Abtreibung alt aussehen lassen.“ Vor allem habe die Vize-Präsidentin und Kandidatin der Demokraten den Ex-Präsidenten immer wieder aus der Reserve gelockt und zu wirren Aussagen verleitet. „Trump hat sich einmal mehr so gezeigt, wie er ist: ein spalterischer Lügenbold und Hetzer“, erklärte Schmid.

Wieweit diese Debatte entscheidend sein werde, sei fraglich, betonte Schmid: „Am ehesten zugunsten von Harris, über die sich viele Wähler ein genaueres Bild machen konnten, während Trump wohl im wesentlichen seine Kernanhängerschaft angesprochen hat“, so der SPD-Außenexperte. Die stärkste Auswirkung könnte seiner Einschätzung nach ein Ereignis nach der Debatte haben: Taylor Swifts Unterstützung für Harris. Die beliebte US-Sängerin hatte unmittelbar im Anschluss an das TV-Duell auf ihrem Instagram-Account verkündet, bei der Wahl für Kamala Harris stimmen zu wollen.

Dass Swifts Ankündigung die Dynamik des Wahlkampfes verändern könnte, glaubt auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag Jürgen Hardt (CDU). „Ich erwarte ein Kopf an Kopf-Rennen, das durch die Unterstützung durch Taylor Swift eventuell eine neue Richtung bekommen kann“, erklärte Hardt. „Kamala Harris hat bewiesen, dass sie das Format für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten hat.“ Sie wolle die USA einigen und stelle das Verbindende über das Trennende, so der CDU-Außenpolitiker. „Darin unterscheidet sie sich fundamental von Trump. Das Rennen ist damit wieder offen.“

Der außenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrich Lechte, hob das unterschiedliche Auftreten von Trump und Harris hervor: „Kamala Harris zeigte sich bestens vorbereitet und legte unmissverständlich offen, wofür Trump und seine Politik tatsächlich stehen: gefährliche Inkohärenz“, betonte Lechte. „Mehrfach wurde Trump ausfallend, widersprach sich, machte rassistische Bemerkungen und verbreitete nachweislich falsche Narrative.“ Harris hingegen habe sich ruhig und schlagfertig präsentiert und Trump immer wieder wie einen alten, wütenden, verwirrten Mann erscheinen lassen. „Für Donald Trump muss das TV-Duell als deutliche Niederlage gewertet werden“, erklärte Lechte. Er geht davon aus, dass die finanzielle und die öffentliche Unterstützung für Harris infolge der Debatte weiter wachsen dürfte.

Dass Harris bei vielen Themen klare Antworten geliefert und eine Vision formuliert habe, während Trump den Fragen auswich und Lügen verbreitete, betont auch die außenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Deborah Düring: „Besonders beim Thema Abtreibung machte Harris deutlich, dass sie an der Seite der Frauen in den USA steht und für ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung kämpft.“ Dennoch erwartet auch Düring, dass der Ausgang der Wahl weiterhin knapp bleibt.