Studie über Familienplanung und Migration Türkische Frauen werden früher Mutter

Berlin (RPO). Frauen türkischer Herkunft sind seltener kinderlos als Gleichaltrige deutscher Herkunft. Sie haben im Durchschnitt auch mehr Kinder, wie eine am Dienstag in Berlin veröffentlichte Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu Familienplanung und Migration zeigt. Danach haben bei türkischen Frauen über 34 Jahre nur sechs Prozent keine Kinder, bei den befragten Frauen deutscher Herkunft waren es in der gleichen Altersgruppe 17 Prozent. Zentrales Ergebnis der Studie: Bildung verschiebt die Familienplanung nach hinten.

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Foto: RP/Jürgen Laaser

Befragt wurden in mehreren westdeutschen Städten sowie Berlin insgesamt 1674 Frauen mit türkischem und osteuropäischen Migrationshintergrund sowie 839 deutsche Frauen im Alter von 20 bis 44 Jahren zum Thema Familienplanung. Je höher der Bildungsgrad, dies ergab die Studie für alle drei Herkunftsgruppen, umso später wurde mit der Familienphase gestartet und umso häufiger wurde vor der Familiengründung eine Ausbildung abgeschlossen.

Frühe Heirat, frühe Schwangerschaft

Die türkischen Frauen heirateten im Durchschnitt früh, bekamen mehrere Kinder, dann wurde die Familienplanung abgeschlossen. Auch die osteuropäischen Frauen bekamen ihr erstes Kind relativ früh, die übrigen dann aber über einen längeren Zeitraum hinweg, wie die Studie zeigt. Die deutschen Frauen begannen vergleichsweise spät mit der Familienphase.

Bei den Frauen türkischer Herkunft haben der Studie zufolge insbesondere diejenigen, die einer Heirat wegen eingewandert sind, keinen Ausbildungsabschluss. In der zweiten Generation fällt die Bildungssituation günstiger aus, aber auch hier sind immer noch 27 Prozent ohne Berufsausbildung. Die Frauen osteuropäischer Herkunft sind insgesamt besser ausgebildet, allerdings werden die Abschlüsse in Deutschland oft nicht anerkannt.

Weniger Kinder mit steigender Schulbildung

Mit steigender Schulbildung sinkt in beiden Migrantinnengruppen die Zahl der Kinder, die sich die Frauen wünschen. Dagegen, so ergab die Studie, können sich deutsche Frauen mit hoher Bildungsqualifikation häufiger drei oder mehr Kinder vorstellen als Frauen mit niedriger Bildung. Türkische Migrantinnen im Alter über 34 Jahren haben im Durchschnitt 2,4 Kinder, osteuropäische 1,8 und westdeutsche 1,5.

Die Pille ist in allen drei Herkunftsgruppen das am weitesten verbreitete Verhütungsmittel. Schwangerschaftsabbrüche kommen in beiden Migrationsgruppen häufiger vor als bei den befragten westdeutschen Frauen.

Mit den Ergebnissen der Studie wollte sich bis Mittwoch die Tagung "Frauen leben - Familienplanung und Migration" befassen. Nötig seien maßgeschneiderte Angebote, um zugewanderte Frauen und ihre Partner rechtzeitig zu erreichen, erklärte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). "Dazu gehören insbesondere auf Frauen mit Migrationshintergrund zugeschnittene Bildungsangebote."

(DDP/felt)
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