Türkei-Besuch Merkel erntet scharfe Kritik für Reise nach Ankara

Berlin · Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erntet scharfe Kritik für ihre Reise nach Ankara. Laut ihres Regierungssprechers will sie dort über Flüchtlingspolitik reden und Missstände ansprechen.

 Angela Merkel mit dem türkischen Präsidenten Erdogan während eines Treffens vor einem Jahr.

Angela Merkel mit dem türkischen Präsidenten Erdogan während eines Treffens vor einem Jahr.

Foto: afp

Bei ihrem Besuch an diesem Donnerstag in Ankara wolle Angela Merkel laut Sprecher Steffen Seibert Fortschritte für das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei erzielen und Missstände in dem Land ansprechen. Der Gesprächsfaden zu Erdogan solle nicht abreißen, so der Regierungssprecher. Ob Merkel auch Oppositionelle treffen würde, blieb offen.

Türkei-Verbände und die Fraktionschefin der Linken, Sahra Wagenknecht, übten scharfe Kritik an Merkels Reise. Wagenknecht warf Merkel vor, den "islamistischen Autokraten Erdogan" zu hofieren. "Es ist ein politisches Armutszeugnis, dass Angela Merkel dem Despoten Erdogan erneut vor einer wichtigen Entscheidung im Land den Rücken stärkt", sagte die Linken-Politikerin unserer Redaktion.

"Sie hofiert islamistischen Autokraten"

"Viele Menschen in Deutschland sorgen sich angesichts der Gefahren durch einen radikalisierten politischen Islam, aber die Bundeskanzlerin hofiert einen islamistischen Autokraten, von dem allgemein bekannt ist, dass er radikale Islamisten und gefährliche Terrormilizen weltweit unterstützt und finanziert", sagte Wagenknecht.

Sie rief Merkel dazu auf deutlich zu machen, dass sie Erdogans Kurs hin zu einer islamistischen Diktatur nicht unterstütze. "Das bedeutet als Sofortmaßnahme den Stopp deutscher Waffenlieferungen an die Türkei sowie den Abzug der Tornados, deren Daten von Erdogan im Krieg gegen die Kurden benutzt werden können", sagte Wagenknecht.

Verbände kritisieren Zeitpunkt der Reise

Ebenso dringend sei es, das Erdogan-Netzwerk in Deutschland zu zerschlagen. "Es kann nicht sein, dass der türkische Despot direkten Einfluss auf den Inhalt von Predigten in deutschen Moscheen hat", so die Linken-Politikerin.

Zuvor hatten weitere Bundestagsabgeordnete und Verbände Kritik geäußert, weil sie den Zeitpunkt für Merkels Besuch wegen des Referendums als kritisch erachten. Es sei damit zu rechnen, dass Erdogan den Besuch Merkels als Bestätigung und Anerkennung deuten würde. Merkels Sprecher Seibert wies diese Vorwürfe zurück.

(jd)
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