Auswertung der Luftverkehrsdaten Die Deutschen fliegen öfter - trotz „Fridays for Future“

Exklusiv | Berlin · Von wegen Flugscham: Die „Fridays-for-Future“-Bewegung sorgt in Deutschland offenbar nicht dafür, dass weniger geflogen wird. Im vergangenen Jahr waren sogar mehr Menschen mit dem Flugzeug unterwegs.

 Ein Flugzeug landet am Flughafen Düsseldorf.

Ein Flugzeug landet am Flughafen Düsseldorf.

Foto: dpa/Kevin Kurek

 Trotz der weltweiten Klimaschutz-Proteste zeigen die Deutschen bislang keinerlei „Flugscham“. Die Zahl der Flugpassagiere in Deutschland ist seit der Gründung der Protestbewegung „Fridays for Future“ durch Greta Thunberg im August 2018 sogar weiter deutlich gestiegen. Das geht aus einer Sonderauswertung der Luftverkehrsdaten des Statistischen Bundesamtes für unsere Redaktion hervor.

Demnach gab es in jedem Monat seit August 2018 steigende Passagierzahlen gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat im deutschen Luftverkehr. Insgesamt starteten in den zwölf Monaten von August 2018 bis Juli 2019 von Deutschland aus rund 125,1 Millionen Flugpassagiere. Von Juli 2017 bis Juli 2018 waren es dagegen erst 119,4 Millionen Flugpassagiere. Im April 2019 war der Anstieg den Daten zufolge besonders stark: In dem Monat starteten rund 10,7 Millionen Flugpassagiere in Deutschland. Ein Jahr zuvor waren es dagegen 9,8 Millionen.

Die CSU-geführten Ministerien für Verkehr und Bau haben sich lange gegen strenge Vorgaben gewehrt. Die Bundesregierung kann Zweifel an der Wirksamkeit ihrer Klimaschutzpolitik auch deshalb nicht ausräumen. Denn im finalen Entwurf des 171 Seiten langen Klimaschutzprogramms, das unserer Redaktion vorlag, vermeidet die Regierung weiterhin konkrete Vorgaben für eine Reform der Kfz-Steuer. „Die Bundesregierung wird die Kraftfahrzeugsteuer stärker an den CO2-Emissionen ausrichten und dazu ein Gesetz zur Reform der Kraftfahrzeugsteuer bei Pkw vorlegen, so dass von dieser eine deutlich stärkere Lenkungswirkung beim Neuwagenkauf hin zu emissionsärmeren beziehungsweise emissionsfreien Antrieben ausgeht“, heißt es vage im Klimaschutzprogramm der Regierung.

Das Programm ist eine Art To-do-Liste der Regierung. Es enthält eine Fülle von einzelnen Klimaschutzmaßnahmen. Darüber hinaus sollte das Kabinett am Mittwoch auch das Klimaschutzgesetz von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) verabschieden. Der Gesetzentwurf war jedoch strittig, so dass weiterhin unklar war, ob es diese Woche im Kabinett beschlossen werden kann.

Die CSU-geführten Ministerien für Verkehr und Bau stießen sich dem Vernehmen nach weiterhin daran, dass den Sektoren Verkehr und Gebäude konkrete jährliche CO2-Emissionsbudgets zugeteilt werden sollen, die jedes Jahr um eine vorgeschriebene Menge gesenkt werden müssen. Schulze will diese Emissionsreduktionen überprüfen lassen. Gestritten wird auch darüber, was passiert, wenn ein Ressort die vorgegebenen jährlichen Reduktionsziele nicht erreicht. Der Gesetzentwurf sieht in diesem Fall ein Sofortprogramm zur CO2-Reduktion des  Ressorts vor.

Strafen gegen Klimasünder im Kabinett soll es zwar nicht geben, doch dürfte die Überschreitung des CO2-Budgets für das betreffende Ministerium negative Folgen bei den Haushaltsberatungen haben. Denn der Bundesrepublik drohen bei Nicht-Erreichung der CO2-Ziele empfindliche Strafzahlungen an die EU. Diese Etatbelastungen sollen vor allem diejenigen tragen müssen, die für die Nicht-Erreichung der Klimaziele verantwortlich sind.

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