Folge der Trockenheit Bislang sechs große Waldbrände in 2020

Berlin · Nach den Dürrejahren 2018 und 2019 setzt sich die angespannte Lage in den deutschen Wäldern fort. Vielerorts ist es zu trocken. In Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Brandenburg brannte es in diesem Jahr bereits auf großen Flächen, wie die Bundesregierung jetzt mitteilte.

 Ein Waldstück bei Elmpt in Nordrhein-Westfalen brennt im April (Archivfoto).

Ein Waldstück bei Elmpt in Nordrhein-Westfalen brennt im April (Archivfoto).

Foto: dpa/Sascha Rixkens

Der teils extrem trockene Sommer in Deutschland hat dazu beigetragen, dass es bereits jetzt sechs große Waldbrände gab. Dabei fielen 314 Hektar Forst den Flammen zum Opfer, wie aus noch unveröffentlichten Daten des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegen. Das entspricht einer Fläche von knapp 440 Fußballfeldern.

Die tatsächliche Zahl der Waldbrände in diesem Jahr liegt deutlich darüber, wird aber erst im kommenden Jahr im Waldbrandbericht vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt kann die Bundesregierung lediglich Angaben zu Bränden machen, die Gebiete mit mehr als 375 Metern Kantenlänge betreffen. Diese Brände werden von der US-Raumfahrtbehörde Nasa erfasst und dem Europäischen Waldbrandinformationssystem zur Verfügung gestellt.

Demnach zählten die Behörden sechs Brände solcher Ausdehnung: Im Januar im Kreis Oder-Spree (Brandenburg), zweimal im April in Niedersachsen (Vechta und Emsland), einmal im Mai im Elbe-Elster-Kreis (Brandenburg) und zweimal im September in Rheinland-Pfalz (Kreise Birkenfeld und Kusel). Insgesamt brannten dabei 314 Hektar – mehr als im gesamten Jahr 2016 in Deutschland. 2017 zählte die Bundesregierung mit fast 395 Hektar nur etwas mehr. Wie hoch die Zahl der verbrannten Waldflächen in diesem Jahr tatsächlich sein wird, ist offen. Fest steht: In den vergangenen zwei Jahren, in denen es Rekordsommer mit extremer Dürre gegeben hatte, brannte es so oft und so weiträumig wie seit 1992 nicht mehr.

2018 zählte das Ministerium von Julia Klöckner (CDU) 1708 Brände, denen knapp 2350 Hektar Wald zum Opfer fielen. 2019 waren es 1523 Brände und gut 2700 Hektar – davon gingen fast 600 Brände auf vorsätzliche Brandstiftung oder fahrlässiges Verhalten zurück. Zu den Ursachen der diesjährigen Brände machte die Bundesregierung auf Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag noch keine Angaben.

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer sieht die zunehmenden Brände als Folge des Klimawandels in Deutschland. „Die Zahl und Größe der Waldbrände hat in den letzten Jahren in Deutschland dramatisch zugenommen“, sagte er. Das sei die direkte Folge von den durch die Klimakrise verursachten Hitze- und Dürresommern der letzten Jahre. „Es trifft vor allem Nadelholzplantagen, die durch Hitze und Dürre geschwächt schnell ein Opfer der Flammen werden können“, sagte Krischer. Er warnte vor einer Zunahme der Brände. „Dabei stehen wir erst am Anfang einer beängstigenden Entwicklung, denn die Temperaturen werden weiter steigen und Extreme immer häufiger auftreten“, sagte er. Auch wenn Verhältnisse wie in Kalifornien und Australien wahrscheinlich noch nicht zu erwarten seien, müsse man sich viel stärker auf die Verhinderung und Bekämpfung von Waldbränden einstellen. Krischer forderte in dem Zusammenhang angepasstes Gerät wie Räumpanzer und Löschhubschrauber.

Doch auch die Forstwirtschaft muss sich aus seiner Sicht ändern, die Bundesregierung hatte ähnliche Pläne vorgestellt. „Vor allem aber brauchen wir eine naturnahe Waldentwicklung. Baum-Monokulturen werden viel schneller ein Opfer der Flammen, wenn sie nicht vorher sowieso schon vertrocknen“, sagte Krischer. „Sich selbst verjüngende Naturwälder sind nicht nur der beste Schutz vor Hitze und Dürre, sondern auch vor Feuer."

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