Ex-Landwirtschaftsminister nach langer Krankheit gestorben Trauer um Ignaz Kiechle

Augsburg/München (rpo). Der in der Regierung Kohl aktive Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle (CSU) ist nach langer Krankheit im Alter von 73 Jahren gestorben. Etliche Größen der Polit-Prominenz kondolierten.

Er sei am Dienstagabend einer "langen, schweren Krankheit" erlegen, teilte die CSU-Landesleitung am Mittwoch in München mit. Der Agrarexperte aus dem Allgäu saß von 1969 bis 1994 im Bundestag. Von 1983 bis 1993 war Kiechle Bundeslandwirtschaftsminister.

Bundespräsident Johannes Rau würdigte Kiechle als "ungemein sachkundigen Politiker und ganz besonderen Menschen". In einem Beileidstelegramm an dessen Witwe schrieb Rau, Kiechle habe früh erkannt, dass eine erfolgreiche Agrarpolitik und ein verantwortungsvoller Umgang mit der natürlichen Umwelt nicht voneinander zu trennen seien. Er werde als "geradlinig, liebenswürdig und verlässlich" in Erinnerung bleiben.

"Herzliche Menschlichkeit"

Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber nannte Kiechle eine der "großen Gestalten der deutschen Agrarpolitik". Durch seine Erfahrung, seinen Sachverstand und sein politisches Geschick sei es ihm gelungen, den Bauern trotz äußerst schwieriger Umstände ihre Chancen zu wahren. Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller (CSU) sagte, Kiechle habe sich durch "herzliche Menschlichkeit, Überzeugungskraft und unermüdliches Engagement" für die Bauern ausgezeichnet. Er sei eine große Persönlichkeit der deutschen und europäischen Agrarpolitik gewesen.

Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen und Bayerischen Bauernverbandes, würdigte Kiechle als "leidenschaftlichen Kämpfer für die bäuerliche Landwirtschaft". Sein Name sei für Bauern untrennbar mit der Milchmengen-Garantieregelung und der Verbesserung des Bergbauernprogramms verbunden. "Von Kiechles Einsatz profitieren die deutschen Bauern noch heute."

"Spuren hinterlassen"

Kiechle stammte von einem Bauernhof bei Kempten. 1958 übernahm er den Hof seiner Eltern. Schon zuvor engagierte er sich für die CSU. 1969 wurde er in den Bundestag gewählt und konnte den Direktwahlkreis sechs Mal erobern. Der schwäbische CSU-Vorsitzende Alfons Zeller sagte, Kiechle habe Agrarreformen in einem schwierigen Umfeld umgesetzt und dabei stets die bäuerlichen Familien im Blick gehabt. "Er hat keinen Staub aufgewirbelt, sondern Spuren hinterlassen."

In seiner Ministerzeit hatte sich Kiechle als "überzeugten Landwirt und Europäer" bezeichnet. Sein Credo auf europäischer Ebene war die Politik der Mengensteuerung gegen eine Preisreduzierung. Nach einem Herzinfarkt 1993 hatte sich Kiechle freiwillig aus dem Ministeramt und später aus der aktiven Politik zurück gezogen. Kiechle war verheiratet und hinterlässt vier Kinder.

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