Gedenken an die britische Königin Trauer um die Queen erfasst Berlin
Berlin · Nach dem Tod der britischen Königin Elizabeth II. wird ihrer auch in Berlin gedacht. Die Spitzen der deutschen Politik heben besonders den Beitrag der Königin zur Aussöhnung Großbritanniens und Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg hervor – und schlagen eine Brücke ins Jetzt.
Die Trauer um die britische Königin Elizabeth II. hat das politische Berlin und mit dem Parlament auch das Zentrum der deutschen Demokratie erfasst. Am Tag nach ihrem Tod gedachten die Spitzen der deutschen Regierungspolitik des Staatsoberhaupts des Vereinigten Königreichs und des Staatenbundes Commonwealth. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte Elizabeth II. als herausragende Persönlichkeit und „Jahrhundertfigur“, die die Welt verloren habe. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas nannte die Queen „eine Ausnahmepersönlichkeit und ein Vorbild – weit über die Grenzen des Vereinigten Königreichs hinaus“. Der Bundestag gedachte Elizabeth II. mit einer Schweigeminute. Auf dem Reichstagsgebäude und vor dem Kanzleramt waren die Flaggen auf halbmast gehisst. Noch am Donnerstagabend hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Tod der britischen Monarchin kondoliert.
Die Queen war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren gestorben. Sie wurde im Jahr 1952 Königin, erst im Juni feierte sie ihr 70. Thronjubiläum. Während ihrer Regentschaft unternahm sie Hunderte Auslandsreisen. Ihr letzter Staatsbesuch führte sie 2015 nach Deutschland.

14 Zahlen über Queen Elizabeth II.
Der Tod der britischen Königin bewege und berühre alle, sagte der Bundeskanzler am Freitag in Berlin. „Die Queen verkörperte das Beste unseres gemeinsamen europäischen Erbes: Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“, so Scholz. „Ihr Pflichtbewusstsein war ebenso unerschütterlich wie legendär.“
Wie der Kanzler würdigten zahlreiche Persönlichkeiten der deutschen Politik die Rolle der Queen bei der Aussöhnung Großbritanniens und Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. „Während ihrer Regentschaft wurde aus den Beziehungen der einstigen Kriegsgegner Großbritannien und Deutschland eine Freundschaft“, sagte Bundestagspräsidentin Bas als zweithöchste Repräsentantin der Verfassungsorgane des Bundes.

Die Queen in Deutschland – besondere Momente im Rückblick
Bundespräsident Steinmeier sagte, Königin Elizabeth II. habe erlebt, dass Krieg in Europa überwunden werden könne. Sie habe selbst dazu beigetragen, die Wunden des Krieges zu heilen. „Großbritannien hat Deutschland die Hand zur Versöhnung gereicht – und die Hand der Versöhnung war auch die Hand der Königin“, betonte das deutsche Staatsoberhaupt. Steinmeier erinnerte dabei an den Staatsbesuch der Königin im Jahr 1965 als „eines der wichtigsten und wirkmächtigsten Symbole für die nach dem Krieg entstandene britisch-deutsche Freundschaft“. Damals war die Queen elf Tage lang, begleitet von ihrem Mann Prince Philip, durch die Bundesrepublik gereist.

So trauert die Welt um Queen Elizabeth II.
Steinmeier schlug in seiner Kondolenz auch die Brücke zum Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der „schonungslos“ vor Augen geführt habe, dass Frieden und Freiheit in Europa „keine Selbstverständlichkeit“ seien.
Am Donnerstagabend äußerte sich auch Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Tod der Queen. „Mit ihrem Tod geht eine Epoche zu Ende“, wird Merkel in einer Erklärung zitiert. „Es gibt keine Worte, die die überragende Bedeutung dieser Königin, ihres Pflichtgefühls, ihrer moralischen Integrität, ihrer Hingabe und ihrer Würde über sieben Jahrzehnte für das Vereinigte Königreich, für Europa und die Welt auch nur annähernd würdigen können“, so Merkel. Mit „größter Dankbarkeit“ blicke sie auf ihre Begegnungen mit der Queen zurück.
Oppositionsführer und CDU-Chef Friedrich Merz schrieb auf Twitter, die Queen sei 70 Jahre lang „international ein Symbol für Verlässlichkeit und Würde“ gewesen. Der CDU-Parteitag in Hannover begann am Freitag mit einer Schweigeminute. FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner beschrieb Elizabeth II. als „Königin aller liberalen Demokratien“. Laut Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sei die Queen „für ihr Land fast 100 Jahre lang Quelle der Stärke und Zuversicht“ gewesen. Deutschland bleibe ihr ewig dankbar.