Gipfel der Tourismusbranche Sommer, Sonne, Krise

Berlin · Teure Flüge, hohe Emissionen und zu wenig Personal. Die Tourismusbranche befindet sich in der Krise und fordert Unterstützung von der Politik. Beim Gipfel in Berlin sprechen die Minister Habeck und Heil darüber, was nun auf Reiseunternehmer zukommt.

Wirtschaftsminister Robert Habeck spricht beim 24. Tourismusgipfel in Berlin.

Wirtschaftsminister Robert Habeck spricht beim 24. Tourismusgipfel in Berlin.

Foto: Svea Pietschmann

Nach mehreren krisengebeutelten Jahren kämpft die deutsche Tourismusbranche auch vor dieser Urlaubssaison mit zahlreichen Herausforderungen und der Frage: Wie kann Urlaub bezahlbar bleiben? Beim Tourismusgipfel des Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) in Berlin gaben Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) Antworten.

Neben den allgemeinen Kostensteigerungen sorgten sich die 350 Branchenvertreter beim Gipfel insbesondere um Fachkräfteeinwanderung, Nachhaltigkeitswende und Klimaschutzgesetz. Der Tourismus gilt als einer der großen Treiber des Klimawandels, gleichzeitig machen ihm Fluten, Hitzewellen, Skigebiete ohne Schnee und immer weniger grüne Natur stark zu schaffen. Der Präsident des BTW, Sören Hartmann, hofft auf neue Antriebsformen und Treibstoffe, um seine Branche umzugestalten. „Tourismus basiert auf Mobilität. Wenn es gelingt, die verschiedenen Formen der Mobilität nachhaltig zu betreiben, ist für unsere Branche viel gewonnen“, so Hartmann. Er forderte von der Politik, Innovationen stärker voranzutreiben.

Ein weiteres Problem: der Fachkräftemangel. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) würden bis 2035 sieben Millionen Arbeits- und Fachkräfte fehlen, berichtete Arbeitsminister Hubertus Heil. Zusätzlich werde die Generation der Babyboomer, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurde, ab 2025 in Rente gehen. Es müssten jetzt „alle Register“ gezogen werden, bevor das zu einem handfesten Problem für Deutschland werde. Die Millionen Menschen ohne Ausbildung sollten nicht nur in Hilfstätigkeiten, sondern in eine dauerhafte Beschäftigung gebracht werden. „Sonst sieht das Arbeitsamt sie bald wieder“, betonte der Minister. „Ich will keinen Nachwuchs für das Bürgergeld.“

Um den erheblichen Personalmangel überhaupt bewältigen zu können, sei die Einwanderung von Fachkräften unabdingbar, so Heil. Ein zentraler Faktor sei die schnelle Berufsanerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse. „So arrogant zu sein, zu denken, dass es nicht auch in anderen Ländern qualifizierte Ausbildung gibt, können wir uns nicht leisten“, sagte der Minister. Der BTW sieht insbesondere die Visavergabe als große Baustelle. „Was wir angesichts von Personalmangel in den Betrieben einerseits und der großen Reiselust andererseits brauchen, ist eigentlich ein Visatransrapid“, erklärte Präsident Hartmann. „Derzeit haben wir bestenfalls den Bummelzug. Das muss sich schnellstens ändern.“

Auch Robert Habeck betonte, die Vergabe von Visa müsse schneller erfolgen. Er sprach in Berlin von einem „Spannungsverhältnis“ zwischen Branche und Politik. Es müsse definiert werden, welche Maßnahmen politische Aufgabe seien und wo die Branche selbst kreativ werden und für sich werben müsse. Einige Veränderungen sah Habeck aber als unausweichlich an: „Es wird in den nächsten Jahren veränderte Destinationen und veränderte Nutzung der Destinationen geben.“

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