Koch verliert Mehrheit in Hessen Thema Jugendgewalt wird zum "Bumerang"

Berlin (RPO). Sein Vorstoß in der Jugendgewalt-Debatte hat Roland Koch offenbar zahlreiche Stimmen gekostet: Gut eine Woche vor der Landtagswahl bahnt sich ein möglicher Machtwechsel in Hessen an.

Das ist Andrea Ypsilanti
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Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage von Infratest Dimap für die ARD liegt die CDU von Ministerpräsident Koch derzeit bei 38 Prozent und damit nur noch einen Prozentpunkt vor der SPD von Oppositionsführerin Andrea Ypsilanti.

In Niedersachsen verlor die CDU im Vergleich zur Vorwoche einen Punkt, liegt mit 44 Prozent der Stimmen aber immer noch zehn Prozentpunkte vor der SPD.

In Hessen könnte die derzeit allein regierende CDU auch zusammen mit der FDP nach den aktuellen Umfragewerten keine Regierung mehr bilden. Im Vergleich zur Vorwoche büßte die CDU in der Umfrage zwei Punkte ein, die SPD holte dagegen zwei Prozentpunkte auf und liegt nun bei 37 Prozent. Auch die FDP verlor der Umfrage zufolge einen Punkt und liegt jetzt bei acht Prozent. Die Grünen verloren im Vergleich zur Vorwoche zwei Punkte und kamen auf sieben Prozent. Dagegen gewann die Linke gegenüber der letzten Umfrage zwei Punkte und kommt nun auf sechs Prozent. Damit hätten CDU und FDP zusammen nur 46 Prozent gegenüber 50 Prozent für SPD, Grüne und Linke.

In Niedersachsen gewinnt die SPD einen Punkt und kommt auf 34 Prozent. Die FDP erreicht unverändert sieben Prozent und könnte damit für eine Fortsetzung der schwarz-gelben Landesregierung sorgen. Die Grünen verlieren der Umfrage zufolge einen Punkt und liegen nun ebenfalls bei sieben Prozent. Die Linke gewinnt im Vergleich zur Vorwoche zwei Punkte und kommt nun auf fünf Prozent. Damit würde sie in den Landtag einziehen.

Ypsilanti beliebter als Koch

Könnten die Hessen den Ministerpräsidenten direkt wählen, würden sich 38 Prozent für den Amtsinhaber und 48 Prozent für seine Herausforderin entscheiden. Das bedeutet für Koch ein Minus von sechs und für Ypsilanti ein Plus von vier Prozent. Könnten die Niedersachsen den Ministerpräsidenten direkt wählen, würden sich 55 Prozent (minus acht) für CDU-Ministerpräsident Christian Wulff und 27 Prozent (plus vier) für seinen SPD-Herausforderer Wolfgang Jüttner entscheiden.

Für diese Umfrage im Auftrag der ARD-"Tagesthemen" hat das Meinungsforschungsinstitut von Montag bis Mittwoch dieser Woche je 1.000 Wahlberechtigte in Hessen und Niedersachsen telefonisch befragt. Der ARD-Wahlexperte und WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn mahnte allerdings bei der Beurteilung der Zahlen zur Vorsicht: "Wir haben es im Moment mit extremen Stimmungsschwankungen zu tun. Die Zahlen sind eine Momentaufnahme. In den zehn Tagen vor der Wahl kann sich daran noch viel ändern", sagte er.

"Wir nehmen diese Zahlen ernst"

Der hessische SPD-Generalsekretär Norbert Schmitt sagte, das Thema Jugendkriminalität habe sich für den CDU-Ministerpräsidenten im Wahlkampf zum Bumerang entwickelt: "Koch hat die CDU auf die Verliererstraße gebracht." Der hessische CDU-Generalsekretär Michael Boddenberg sagte, die CDU sei immer davon ausgegangen, dass das Rennen in Hessen knapp werde: "Wir sind zuversichtlich, dass die Menschen am Ende unserem verlässlichen und klaren Kurs vertrauen."

"Die Wechselstimmung in Hessen ist da", sagte der hessische Grünen-Chef Tarek Al-Wazir: "Die Menschen wollen die Abwahl von Roland Koch." Der hessische FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn warnte vor einem Bündnis aus SPD, Grünen und Postkommunisten im nächsten hessischen Landtag: "Dies gilt es, mit aller Entschiedenheit im Interesse der Bürgerinnen und Bürger in Hessen zu verhindern."

Zu den Umfrageergebnissen sagte der Generalsekretär der niedersächsischen CDU, Ulf Thiele: "Wir sind gut unterwegs. Das Rennen ist nicht entschieden." SPD-Spitzenkandidat Jüttner sagte: "Es ist Bewegung drin. Die Wechselstimmung ist um zehn Prozent gestiegen, die Unzufriedenheit mit der Landesregierung wächst stark, die Werte des gegenwärtigen Ministerpräsidenten fallen."

(afp)
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