Verfassungsschutz sieht Parallelen Terrorzelle NSU hatte offenbar Serientäter als Vorbild

Berlin · Hatte die NSU ein Vorbild? Das Bundesamt für Verfassungsschutz glaubt einem Zeitungsbericht zufolge, dass sich die rechtsextreme Terrorgruppe NSU einen rassistischen Serientäter in Schweden zum Vorbild genommen haben könnte.

Das Neonazi-Trio und seine Helfer
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Foto: dapd, BKA/Ostthueringer Zeitung

In einem Schreiben an das Bundeskriminalamt und die Bundesanwaltschaft weise der Verfassungsschutz auf "deutliche Parallelen" mit dem Vorgehen des Schweden John Ausonius hin, berichtet die Berliner Tageszeitung "taz" (Mittwochausgabe). Ausonius hatte 1991 und 1992 auf insgesamt elf Einwanderer geschossen und einen von ihnen ermordet, 1994 wurde er dafür zu lebenslanger Haft verurteilt.

Anschläge auf Migranten

Nach Angaben der Verfassungsschützer hatte Ausonius damals Mordanschläge auf Migranten verübt, ohne vorher einen persönlichen Bezug zu den Opfern gehabt zu haben. Er habe sich wie später auch der NSU durch Banküberfälle finanziert und sei dabei mit dem Fahrrad geflüchtet. Insgesamt kommt die Behörde laut "taz" auf sechs auffällige Ähnlichkeiten zwischen den beiden rassistischen Tatserien.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hält es demnach für möglich, dass die NSU-Terrorzelle durch eine Publikation des rechtsextremen Blood&Honour-Netzwerks aus dem Jahr 2000 auf die Anschläge des Schweden aufmerksam wurde, in der die Taten verherrlicht wurden.

Das Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe könnte sie demnach "als Blaupause" für ihre eigene Vorgehensweise genutzt haben.

Die NSU-Gruppe soll für die Ermordung von neun Migranten und einer Polizistin zwischen 2000 und 2007 verantwortlich sein. Außerdem werden ihr zwei Sprengstoffanschläge in Köln 2001 und 2004 mit insgesamt 23 Verletzten sowie eine Serie von Banküberfällen zur Last gelegt. Mundlos und Böhnhardt wurden Anfang November 2011 nach einem gescheiterten Banküberfall tot in einem Wohnmobil in Eisenach gefunden.

(AFP)
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