Terrorwarnungen in München Das Puzzlespiel für die Ermittler

München · Terroralarm. Dieses Mal trifft es München. Mehrere Hinweise haben sich verdichtet - ehe die Polizei an Silvester öffentlich warnt und Hauptbahnhof sowie Pasinger Bahnhof sperrt. Die Behörden setzen Informationsstücke zusammen.

Wie real die Terrorpläne waren, wo und wer die mutmaßlichen Attentäter sind, ob es sie überhaupt gibt: Die Polizei fahndet unter Hochdruck. "Wir gehen den Hinweisen, die zu den Terrorwarnungen geführt haben, zusammen mit der Polizei nach", sagt der Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft, Peter Preuß, am Sonntag.

Schon am Tag vor Weihnachten bekommen die Behörden Hinweise auf einen Anschlag mit islamistischem Hintergrund in München. Medien berichten von einem Mann im Irak, der von Attentatsplänen auf den Nahverkehr spricht. Einen frühen Hinweis soll es zudem ein paar Tage vor dem Jahreswechsel aus den USA gegeben haben.

Der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä sagte am Neujahrstag, nur nach dem ersten Hinweis, der sich nicht konkret auf die Silvesternacht bezog, wäre es vermutlich nicht zu dem Alarm gekommen.
Wenn Informationen aus verschiedenen Quellen kommen, sei das aber ernsthafter als nur aus einer Quelle.

So könnte das Puzzle aussehen

Die Puzzleteile zusammengesetzt könnte es etwa so gewesen sein: Am 23. Dezember erscheint - so berichten Südwestrundfunk (SWR) und Bayerischer Rundfunk (BR) - ein Iraker auf einem Polizeirevier in Karlsruhe. Er gibt an, sein im Irak lebender Bruder kenne Attentäter. Spezialisten nehmen Kontakt zu dem Bruder auf, der als Anschlagsziel den Münchner Nahverkehr und als Zeitpunkt die Tage um Dreikönigs am 6. Januar nennt - sowie arabische "Allerweltsnamen" von sieben Männern, die schon in München seien. Durchsuchungen zweier Wohnungen am 30. Dezember in einem Apartmenthotel, das zu den Beschreibungen des Irakers gepasst habe, erbringen laut SWR und BR nichts.

Die "Süddeutsche Zeitung" schreibt wiederum aufgrund gemeinsamer Informationen mit WDR und NDR, in einem ersten Hinweis vor Weihnachten seien bereits die zwei Bahnhöfe genannt worden, nicht aber Namen von möglichen Attentätern. Seitdem habe die Sonderkommission "Januar" auf Hochtouren ermittelt.

Laut SWR und BR gab es hingegen bei dem Hinweis Namen - arabische "Allerweltsnamen" wie hierzulande Müller und Huber. Aber wiederum nicht unbedingt dieselben, die der Münchner Polizei zuletzt vorlagen. "Es sind konkrete Personennamen übermittelt worden. Dem wird jetzt nachgegangen. Insgesamt sind diese Personen in Bayern nicht bekannt", sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) an Neujahr.

Die konkrete Warnung soll an Silvester vom französischen Geheimdienst gekommen sein. Sie enthielt ein mögliches Szenario wie in Paris, wo im November Attentäter mit Maschinenpistolen und Sprengstoff an verschienenen Orten zuschlugen und 130 Menschen töteten.

Viele Hinweise seit Paris

"Seit den Anschlägen von Paris erreichen uns vermehrt Hinweise", sagte kürzlich Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Die Drähte laufen im wegen der islamistischen Bedrohung eingerichteten Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) zusammen. Experten gleichen dort Informationen ab und koordinieren mögliche Reaktionen.

Immer wieder stehen die Behörden dabei vor einer schwierigen Entscheidung: Sie wollen keine Panik schüren, dürfen aber Gefahren nicht unterschätzen. "Wir werden in jedem Einzelfall wieder so eine Abwägung treffen müssen", sagt Herrmann. Es gebe jeden Tag auch Hinweise von Leuten, die sich wichtig machen wollten.

Trittbrettfahrer - mindestens drei gab es nach dem Terroralarm in München schon. Am Samstagabend wurde in Mammendorf bei München ein Zug gestoppt und durchsucht. Ein Mann hatte mit einer Bombe gedroht - er kann mit harten Konsequenzen rechnen. Polizeipräsident Andrä hat klargestellt, dass sich die Polizei das nicht gefallen lasse. "Die bekommen von uns eine intensive Behandlung."

(felt/dpa)
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