"Ganz klarer dienstlicher Bezug" Tauss rechtfertigt Kinderporno-Besitz

Karlsruhe (RPO). Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss hat den Besitz von zahlreichen kinderpornografischen Bild- und Videodateien mit dienstlichen Belangen vor Gericht gerechtfertigt. Der frühere medienpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion sagte am Donnerstag vor dem Landgericht Karlsruhe, dies habe einen "ganz klaren dienstlichen Bezug" zu seiner Abgeordnetentätigkeit gehabt.

Es sei ihm um "Erkenntnisgewinn" darüber gegangen, "welche Menschen" sich in der Kinderporno-Szene befinden und an welchen Orten kinderpornografische Bilder und Videos produziert würden. Dabei habe er festgestellt, dass es keinen nennenswerten kommerziellen Markt für Kinderpornografie im Internet gebe, sondern die Vertriebswege vor allem über telefonische Hotlines liefen.

Tauss hatte sich über eine Schwulen-Hotline Zugang zu mehreren Kontaktpersonen verschafft. Nach Ermittlerangaben habe er zu 27 Männern aus der Szene Handy-Kontakt. Die Kontaktpersonen wurden über die Handy-Nummern ermittelt. Auch bei ihnen wurden Bilddateien mit harter Pornografie zwischen Kindern beziehungsweise Erwachsenen und Kindern gefunden.

Eine Hexenjagd

Auf die Frage von Staatsanwältin Stephanie Egerer-Uhrig, warum er niemandem von seiner Recherche berichtet habe, antwortete der 56-Jährige: "Um Gottes willen!" Er fügte hinzu: "Dann hätten alle über die Hotline diskutiert und nicht über meine Erkenntnisse." Sein Anwalt Jan Mönikes ergänzte, in diesem Fall hätte "eine Hexenjagd" eingesetzt.

Die Staatsanwaltschaft wirft Tauss den Besitz und die Weitergabe von kinderpornografischem, aber auch von jugendpornografischem Material vor. Laut Anklage wurden rund 260 derartige Bilder und rund solcher 40 Videoclips auf dem Handy von Tauss gefunden. Fünf Bilder und ein Video habe er zudem per Mobiltelefon weiterverschickt.

(DDP/apn/nbe)
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