Düsseldorfer Firma betroffen Taliban drohen mit Hinrichtung von Geiseln

Kabul/Berlin (rpo). Das Auswärtige Amt bemüht sich in Zusammenarbeit mit den afghanischen Behörden darum herauszufinden, ob ein Deutscher aus Düsseldorf entführt und mit weiteren Geiseln in Afghanistan getötet werden soll. Das hatten Taliban angedroht. Unklar ist jedoch, ob sich tatsächlich ein Deutscher unter den Verschleppten befindet. Das mutmaßlich betroffene Düsseldorfer Unternehmen gibt an, es seien "definitiv" keine deutschen Mitarbeiter in Afghanistan.

Nach Berichten über die angebliche Entführung und Todesdrohung gegen einen Deutschen in Afghanistan hat sich das Auswärtige Amt eingeschaltet. Im Außenministerium in Berlin hieß es, man bemühe sich, "in Zusammenarbeit mit allen relevanten Stellen und im engen Kontakt mit den afghanischen Behörden um Aufklärung des Sachverhalts". Das Amt reagierte damit auf Meldungen, wonach Taliban-Chef Mullah Omar die Tötung eines Deutschen und dreier Albaner angeordnet haben soll. Bestätigen wurde jedoch nicht, dass sich unter den Entführten ein deutscher Staatsangehöriger befinde.

Der Sprecher von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Martin Jäger, sagte am Montag in Berlin. "Wir werden weiter an der Aufklärung arbeiten, um möglichst schnell Gewissheit zu erhalten." Er verwies zwar darauf, dass acht Personen in der Provinz Helmand entführt worden seien. Vier davon seien wieder auf freiem Fuß. Bei ihnen handle es sich vermutlich um Afghanen. Die anderen vier seien noch in der Gewalt der Geiselnehmer. Es gebe allerdings keine Hinweise, dass die Entführung gezielt gegen eine deutsche Firma gerichtet sei.

Auch nach Angaben der von dem Entführungsfall möglicherweise betroffenen Düsseldorfer Firma Ecolog befinden sich "definitiv keine deutschen Mitarbeiter in Afghanistan". Ob überhaupt Angestellte des Unternehmens dort entführt worden seien, sei "gegenwärtig noch unklar", sagte eine Sprecherin der Firma Ecolog am Montag auf Anfrage in Düsseldorf. Das Unternehmen vermisst nach eigenen Angaben sieben Mitarbeiter, drei Afghanen und vier Albaner mit mazedonischer Staatsbürgerschaft. Das habe eine erste Prüfung ergeben, sagte eine Firmensprecherin dem ARD-Hörfunkstudio Südasien.

Am Wochenende hatte es Berichte über die Entführung von vier albanischen und vier afghanischen Mitarbeitern von Ecolog im Süden Afghanistans gegeben. Bereits vor drei Wochen waren zwei mazedonische Mitarbeiter von Ecolog im Süden des Irak entführt, anschließend aber wieder freigelassen worden.

Firmenangebot richtet sich fast nur an Streitkräfte

Das Düsseldorfer Unternehmen Ecolog ist vor der Entführung von acht Firmenmitarbeitern in Afghanistan der breiten Öffentlichkeit fast unbekannt gewesen. Kein Wunder: Denn sein Angebot richtet sich fast ausschließlich an Streitkräfte. Das Unternehmen liefert und betreibt Mobiltoiletten für die amerikanischen und britischen Truppen in Afghanistan, reinigt die schmutzige Wäsche der deutschen Truppe in Kabul, kümmert sich um Abfallentsorgung und Wasseraufbereitung und übernimmt auf Wunsch auch den Betrieb der Truppen-Kantinen.

Insgesamt kümmern sich nach Unternehmensangaben derzeit rund 1.500 Ecolog-Mitarbeiter an über 100 Standorten um mehr als 150.000 Soldaten. Haupteinsatzgebiets sind Afghanistan, der Irak, der Balkan, Kongo, Sudan, Sri Lanka und Indonesien. Zu den Kunden von Ecolog gehören nach Unternehmensangaben unter anderem die Bundeswehr, die US-Armee sowie die britischen und italienischen Streitkräfte. Auch das Nato-Hauptquartier in Afghanistan und die ISAF-Einsatzkontingente zahlreicher europäischer Staaten greifen Ecolog zufolge auf die Dienste des Unternehmens zurück.

(afp)
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