Tag der Frauen Union in Leipzig Heimspiel für Kramp-Karrenbauer

Ohne den stabilen Rückhalt der Frauen Union wäre Annegret Kramp-Karrenbauer nicht CDU-Chefin geworden. Am Samstag in Leipzig versichert sie sich beim FU-Tag ihrer parteiinternen Bastion und gibt sich kämpferisch.

 Rita Süssmuth (l-r), frühere Bundestagspräsidentin, Annegret Kramp-Karrenbauer und Annette Widmann-Mauz, Integrationsministerin und Vorsitzende der Frauenunion beim Bundesdelegiertentag der Frauen Union.

Rita Süssmuth (l-r), frühere Bundestagspräsidentin, Annegret Kramp-Karrenbauer und Annette Widmann-Mauz, Integrationsministerin und Vorsitzende der Frauenunion beim Bundesdelegiertentag der Frauen Union.

Foto: dpa/Sebastian Willnow

In einer Jetzt-erst-Recht-Stimmung legen Frauen gerne Songs von Glorya Gaynor auf. Als CDU-Chefin und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in die kleine Messehalle in Leipzig kommt, ertönt „I am what I am“. Die rund 400 Frauen springen von den Sitzen und bereiten AKK im Takt klatschend einen herzlichen Empfang. Seit 20 Jahren gehört sie dem Vorstand der Frauen Union an, war seit 2003 deren stellvertretende Vorsitzende - ein Amt, das sie nun als CDU-Chefin und Bundesministerin abgibt.

Auch die von Staatsminister Annette Widmann-Mauz geführte Frauen Union war in den vergangenen Monaten keineswegs immer so begeistert über die Auftritte der CDU-Chefin wie an diesem Samstag in Leipzig. Eines breiten Rückhalts der rund 155.000 weiblichen Parteimitglieder kann sich Kramp-Karrenbauer dennoch weiter sicher sein. Während Kramp-Karrenbauer in den vergangenen Monaten viele Fehler machte, Missverständnisse provozierte und am Ende vor laufenden Kameras nicht mehr souverän wirkte, ist der Auftritt in Leipzig ein Heimspiel für sie.

Sie hält eine programmatische Rede, in der sie von 30 Jahre Mauerfall, über modernen Konservativsmus, Bundeswehreinsätze im Ausland bis zu Frauenfragen etliche Themen anschneidet. Beim Top-Thema des Wochenendes, dem Klimaschutz, zu dem die CDU-Spitze am Montag ein Konzept verabschieden möchte, bleibt sie unkonkret, betont die Notwendigkeit einer Einigung und sagt: „Es geht für uns um die Frage, welche Welcht wir unseren Kindern hinterlassen“, sagt sie nur.

Zu 30 Jahre Mauerfall knüpft sie an Helmut Kohl an, sagt: „Es gibt die blühenden Landschaften. Nur wer sie nicht sehen will, der streut den Hass.“ Für AfD-Fraktionschef Alexander Gauland, dessen Namen sie nicht explizit erwähnt, hält sie Spott bereit. In der Frage, was bürgerlich sei, gehe es nicht darum, wieviele Jagdhunde auf einer Krawatte seien. Konservativsmus definiert sie anschließend mit Ajdektiven wie positiv, anständig, respektvoll, aufrichtig. Sie bleibt auch bei ihrer glasklaren Abgrenzung gegen rechts und gegen jene, die unter dem Deckmantel der Bürgerlichkeit rechte Hetze betreiben. „Wir dürfen als CDU nicht den Biedermännern das Feuerzeug in die Hand geben, die sich zu Brandstiftern machen“, sagt sie unter dem Beifall der Delegierten.

Ein Signal setzt sie auch als Verteidigungsministerin. Sie berichtet von ihrem ersten Auslandsbesuch im Iran in ihrem neuen Amt und von Gesprächen mit Jesidinnen, die nur knapp mit dem Leben der Gewalt von IS-Kämpfern entkommen sind. Dass deutsche Soldaten im Irak ihren Dienst täten, helfe auch diesen Jesidinnen, sagt sie. In der großen Koalition ist die Fortsetzung des Irak-Mandats zurzeit hoch umstritten. Zuletzt zeigte sich SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich über eine Verlängerung gesprächsbereit. Ursprünglich war geplant, dass in diesem Herbst andere Nationen die Aufgaben der Deutschen übernehmen sollen.

Kramp-Karrenbauer stellte sich auch hinter das zentrale Anliegen der Frauen Union bei diesem Delegiertentreffen. Die Frauen in der CDU fordern ein Reißverschlussverfahren bei künftigen Aufstellungen von Wahllisten und mehr Direktkandidatinnen in den Wahlkreisen. AKK wird deutlich: „Frauen sind keine vulnerable Minderheit, die von irgendjemandem gefördert werden müssen. Wir sind die Hälfte der Gesellschaft und fordern, was uns zusteht.“ So deutlich hat das Merkel als CDU-Chefin nie gesagt.

Ob für Kramp-Karrenbauer nach ihrer beispiellosen Pannenserie die Talsohle im öffentlichen Ansehen und auch was die eigenen Fehler betrifft, durchschritten ist, mochten die Delegierten am Rande des FU-Tags nicht mit Gewissheit sagen. Eine kleine Bewegung stellte das Umfrageinstitut Forsa fest. Im Vergleich zu Finanzminister Olaf Scholz und Grünen-Chef Robert Habeck ist Kramp-Karrenbauer bei der Kanzlerpräferenz von 18 auf 20 Prozent gestiegen. Ein Fortschritt von einem sehr geringen Niveau und immer noch mit großem Abstand zur Konkurrenz - Habeck und Scholz liegen bei jeweils 32 Prozent.

Das Lied von Gloria Gaynor, das die CDU-Frauen für AKK aufgelegt haben, enthält übrigens auch noch die schöne Zeile: „Es dauert ein Leben zum besten zu werden, das wir sein können.“

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