Deutscher Nato-Offizier Egon Ramms Streitbarer General tritt ab
Brunssum (RP). Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat die Nato gestern Egon Ramms (62) verabschiedet. Der Vier-Sterne-General, in Datteln geboren und in Wesel aufgewachsen, führte seit 2007 das "Allied Joint Force Command" im niederländischen Brunssum. Dieser hohe Stab steuert unter anderem den Afghanistan-Einsatz.
In diesem Zusammenhang hatte Ramms offene Worte nicht gescheut. Für Aufsehen sorgte sein Vorschlag, den Bauern am Hindukusch die Drogenernte abzukaufen: Damit bleibe die Existenzgrundlage vieler Familien erhalten, zugleich aber gingen die Heroin-Dealer leer aus. Einer US-Anweisung zu härterem Vorgehen gegen die örtlichen Drogenbauern und -händler widersetzte sich Ramms.
Die amerikanischen Verbündeten drängte er immer wieder, bei Luftangriffen mehr Rücksicht auf Zivilisten zu nehmen. US-General Stanley McChrystal, der damalige Kommandeur vor Ort, änderte darauf die Taktik. Beobachter glauben, dass seine große öffentliche Empörung über den deutschen Angriff auf entführte Tankwagen bei Kundus eine Replik auf Ramms' vorangegangenen Druck gewesen ist.
Von eventuellen Spannungen zwischen den Alliierten war aber gestern nichts zu spüren. Nato-Oberbefehlshaber Admiral James Stavridis, ein Amerikaner, lobte "meinen Freund Egon" mehrfach und verabschiedete ihn herzlich. Auch der deutsche General gab sich vor den Gästen aus 28 Nationen versöhnlich: "Kritiker werfen der Nato vor, sie reagiere zu langsam, einige sich nur schwerfällig und habe eine ungerechte Lastenverteilung." Das sei zwar teils richtig. "Aber die Nato ist die beste Antwort auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen des neuen Jahrtausends."
Den westlichen Regierungen hatte Ramms, profunder Kenner Afghanistans, immer wieder Halbherzigkeit beim zivilen Aufbau des Landes vorgeworfen. Auch zum Abschied betonte Ramms, zur Lösung des Problems könne das Militär maximal 20 Prozent beitragen.
Der General, der zuletzt Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg kritisiert hatte, weil er seinen Bundeswehr-Umbau nicht mit der Nato abgestimmt habe, wird heute in Berlin mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Sein Nachfolger ist der Bochumer Wolf-Dieter Langheld (59).