„Waldstrategie 2050“ Den Schuss nicht gehört

Berlin · Regierungsberater provozieren mit einer „Waldstrategie 2050“ die Jäger. Sie seien „ein zentrales Hindernis“ für eine bessere Pflege des Waldes im Klimawandel, weil sie der Jagd und nicht der Natur den Vorrang gäben. Der FDP-Politiker Busen warnt die Bundesregierung „vor einem Anschlag auf die Jäger“.

Streit wegen "Waldstrategie 2050"
Foto: dpa/Oliver Berg

Karlheinz Busen ist Jäger und auf dem Baum. Kürzlich flatterten dem FDP-Bundestagsabgeordneten die „Eckpunkte der Waldstrategie 2050“ des Wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik beim Bundeslandwirtschaftsministerium auf den Tisch. Ab Seite 40 der 71-seitigen Expertise der Regierungsberater geht es um ihn - genauer gesagt um seine Zunft. Überschrift „Wald und Wild“. Kurz zusammengefasst steht da, dass die Jäger sich nicht richtig um den durch den Klimawandel gestressten Wald kümmerten, weil sie beim Abschießen von Tieren lieber „Entspannung vom beruflichen Alltagsstress und Erholung in der Natur suchen und dem Waldzustand gegenüber der Jagd keinen Vorrang einräumen“. Busen ist alarmiert, denn die Bundesregierung hat eine Änderung des Jagdgesetzes angekündigt.

Dem Wald-Beirat geht es um größtmöglichen Schutz der Pflanzen und Bäume. Dafür müssten „Jagdgesetzgebung und Jagdpraxis auch eine Anpassung der Wälder an den Klimawandel durch aktiven Waldumbau ermöglichen“, heißt es in dem Papier. Maßnahmen zum Schutz vor Verbissschäden dürften nur die Ausnahme bilden. Für Tierarten wie Rehwild sei es nicht sinnvoll, weiterhin Abschusspläne aufzustellen - hinter solchen Plänen verbergen sich die Kontrolle und Wahrung der Population, dass es pro Jahr nicht mehr Tiere gibt als neue geboren werden.

Karlheinz Busen ist ziemlich fassungslos. Der Abgeordnete aus dem Wahlkreis Borken II und frühere NRW-Landtagsabgeordnete schießt scharf zurück: „Die Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirates zur Waldpolitik ist ein Anschlag auf alle Jägerinnen und Jäger in der Republik“, sagt er unserer Redaktion. Statt einen Interessenausgleich zwischen Wild und Wald herzustellen, sollten Jäger „unter Strafandrohung zum billigen Handlanger für naturverjüngte Wälder werden“. Busen, der kein Freund einer seiner Ansicht nach schwer kontrollierbaren Ausbreitung des Wolfes ist, schimpft: „Während bei der Ansiedlung des Wolfes jede noch so teure Schutzmaßnahme für Weidetiere gewünscht ist, wird von den ideologischen Waldschützern ein maßloses Erlegen von Rehen gefordert, statt Schutzanlagen gegen den Verbiss von jungen Bäumen zu errichten.“

Und zu allem Überfluss sollten die Jagdbehörden auch nicht für das Wildtier-Monitoring zuständig sein, sondern die Forstbehörden, „wo keine jagdlichen Kenntnisse zu erwarten sind“. Busen beschwört die Bundesregierung, sie dürfe sich in ihrem angekündigten Gesetzentwurf zur Änderung des Jagdgesetzes „keinesfalls von dieser Ideologie leiten lassen“. Die Vorstellungen des Beirates liefen letzten Endes auf die Devise hinaus: „Das Wild soll aus dem Wald.“ Ein klassischer Interessenkonflikt, in dem beide Seiten wohl finden, die andere habe den Schuss nicht gehört.

Wald.“

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