Eierwurf auf Bundespräsident Wulff Störer näherte sich bereits Horst Köhler

Wiesbaden (RPO). Bundespräsident Christian Wulff ist zu Beginn seines offiziellen Antrittsbesuchs in Hessen Opfer eines Eierwerfers geworden. Ein Mann mittleren Alters tauchte beim Eintreffen des Staatsoberhaupts plötzlich in der Reihe der Passanten auf und bewarf Wulff mit einem rohen Ei. Das Wurfgeschoss streifte den Präsidenten am Jackett, ein zweites Ei traf Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) an der Hose.

Bundespräsident Wulff mit Ei beworfen
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Wulff zeigte sich von dem Vorfall unbeirrt: Nachdem der Präsident zum Säubern im Landtag verschwunden war, erschien er kurz darauf zum Bad in der Menge wieder vor dem Parlament. "Ich möchte Kontakt zu den Bürgern haben, da kann man auch mal von einem Ei getroffen werden", sagte Wulff.

Er habe großen Wert darauf gelegt, die Sicherheitsmaßnahmen zu reduzieren, damit er mit Bürgern zusammentreffen könne. "Ich finde es toll, dass so viele hier sind", betonte Wulff. Wenn jemand so um Aufmerksamkeit heischen müsse, "ist das eher zu bedauern", fügte er mit Blick auf den Eierwerfer hinzu.

"Ein Faible für Bundespräsidenten"

Bei dem Eierwerfer handelte es sich laut Polizeiangaben um den Mann, der sich im Oktober 2007 schon dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler vor der Frankfurter Paulskirche von hinten genähert und ihn angefasst hatte. Wegen des Übergriffs wurde der Mann Anfang Februar zur Ableistung von 40 Arbeitsstunden verurteilt.

"Das ist wohl der, der meinen Vorgänger umarmt hat. Der hat wohl ein Faible für Bundespräsidenten", kommentierte Wulff den Zwischenfall, und fügte lächelnd hinzu: "Viel Feind, viel Ehr'"

Noch keine Angaben zum Motiv

Passanten berichteten, der Mann sei plötzlich in der Menge aufgetaucht und vorgestürmt. Die Eier warf er zielgenau über die Dienstlimousine des Präsidenten. Der Polizei zufolge handelt es sich um einen 48 Jahre alten Offenbacher. Der Mann sei in Gewahrsam und werde vernommen, hieß es weiter.

Zu seinen Motiven habe er noch keine Angaben gemacht. Es werde aber ein Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung und versuchter Körperverletzung eröffnet.

Wulff war am Mittag von Bouffier und Landtagspräsident Norbert Kartmann vor dem Landtag empfangen worden. Vor der Schlosstreppe warteten zudem 40 junge Mädchen anlässlich des bundesweiten Girl's Days auf den Bundespräsidenten.

Landtagspräsident Norbert Kartmann überreichet dem Präsidenten zudem ein Büchlein über die Geschichte des Frauenfußballs: "Ich weiß, dass er davon Fan ist", verriet Kartmann.

Buch über Frauenfußball für Wulff

Im Landtag traf Wulff mit rund 25 Abgeordneten der Fraktionen und des Ältestenrats sowie mit dem hessischen Landeskabinett zusammen. Wulff sprach danach von "spannenden Gesprächen" über den Zusammenhalt der Gesellschaft und darüber, wie man wieder mehr Menschen für die Politik gewinnen könne. "Da hat es interessante Anregungen gegeben", sagte Wulff.

Am Abend plädierte er bei einem feierlichen Essen in Marburg für ein deutliches Signal des Willkommens an ausländische Menschen in Deutschland: Deutschland brauche die klügsten Köpfe, jeder müsse sich hier willkommen fühlen. "Das brauchen wir vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung", sagte Wulff. Deutschland müsse "sich anstrengen, seine Hausaufgaben zu machen", mahnte er.

Zuvor hatte der Präsident in Wiesbaden und Bad Vilbel Ehrenamtliche und behinderte Menschen getroffen und drei Hessen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, eine besondere Ehre, da die Orden sonst nur am Amtssitz des Bundespräsidenten vergeben werden. In seinen Rede unterstrich Wulff immer wieder die Bedeutung des Ehrenamtes.

"Das kann eine moderne Gesellschaft wahrlich gebrauchen", sagte Wulff, der zudem für eine Offenheit anderen Ländern gegenüber und internationale Beziehungen plädierte. Klimaschutz und Energiefragen würden nur international zu klären sein, sagte Wulff.

Der Abend klang im alten Landgrafenschloss in Marburg bei einem Diner mit rund 200 Gästen bei "Rheingauer Woihinkelche", Spargel und Rheingauer Weinen aus.

(apd/csi)
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