Bundeswehr-Kommandeur will mehr Truppen in Kundus Steinmeier sieht Afghanistan-Abzug erst ab 2013

München (RPO). Ein Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan wird nach den Worten von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erst nach 2013 beginnen können. Unterdessen fordert der Kommandeur der Bundeswehr in Afghanistan deutlich mehr Truppen.

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Foto: AP

Bis 2013 müssten die Voraussetzungen für das Abrücken geklärt sein, dann hoffe Steinmeier "auf eine nachhaltige Truppenreduzierung in der dann folgenden Legislaturperiode", sagte der SPD-Kanzlerkandidat dem Nachrichtenmagazin "Focus". Eine Festlegung auf einen konkreten Beginn des Abzugs lehnte Steinmeier ab.

Der Außenminister sprach sich sowohl gegen eine weitere Aufstockung der Bundeswehr am Hindukusch als auch gegen deutsches Engagement in andere Regionen Afghanistans als bislang aus.

Kommandeur beklagt Mängel

Der scheidende Kommandeur der Bundeswehr im Norden Afghanistans beklagte gravierende Mängel bei der Stärke und der Ausrüstung seiner Truppe. So seien die für den Einsatz unverzichtbaren Hubschrauber "nur bedingt zur wirksamen Operationsunterstützung geeignet", schrieb Brigadegeneral Jörg Vollmer in seinem aktuellen "Erfahrungsbericht Einsatz", der dem Nachrichtenmagazin "Focus" vorliegt.

Im schwierigsten Gebiet, der Region um die Stadt Kundus, sei mit der derzeitigen Zahl von Kampftruppen "die sofortige und raumgreifende Lageverbesserung in der gesamten Provinz Kundus ... nicht zu erreichen". Das deutsche Kontingent brauche "mindestens eine zusätzliche Infanteriekompanie, um die Initiative wiederzuerlangen".

Vollmers 155 Einzelpunkte umfassende Mängelliste decke sich zum Teil mit den Schwachpunkten, die bereits frühere deutsche Kommandeure ausgemacht hätten. So verlange der Brigadegeneral ebenso wie sein Vorgänger dringend weitere gepanzerte Fahrzeuge für den Einsatz.

Neue Vorwürfe gegen Oberst Klein

Der verheerende Luftschlag in Afghanistan vor zwei Wochen ist nach einem Zeitungsbericht offenbar unter Vorspiegelung falscher Tatsachen befohlen worden. Wie die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf Nato-Kreise schreibt, behauptete der deutsche Oberst, die Bundeswehr sei "im direkten Feindkontakt" ("Troops in Contact") gewesen, als er die Luftunterstützung durch die US-Luftwaffe anforderte. Truppen der Afghanistan-Schutztruppe Isaf oder der Bundeswehr waren aber im Vorfeld des Luftschlags nicht einmal in der Nähe der beiden entführten Tankzüge.

Wie es laut der Zeitung in den Kreisen weiter hieß, habe der militärische Kommandeur des deutschen Aufbaulagers in Kundus auf die Rückfrage des Isaf-Kontrollzentrums in Kabul "Was für eine Art Kontakt" geantwortet: "Sichtkontakt".

Um einen Luftschlag ohne Rückbestätigung des ISAF-Hauptquartiers befehlen zu können, müssen nach Nato-Regeln Soldaten des betroffenen Kommandeurs im direkten Feindkontakt sein. Nur weil Klein dies behauptet habe, habe er den Befehl zum Bombenangriff geben können, hieß es dem Blatt zufolge bei der Nato.

Kurz vor dem Abwurf der beiden Bomben solle der Oberst auch noch einmal bestätigt haben, es bestehe eine "unmittelbare Gefahr", die von den beiden Tanklastzügen ausginge. Tatsächlich steckten die Laster auf einer Sandbank im Kundus-Fluss fest.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin wollte sich am Donnerstag laut Zeitung nicht äußern.

(DDP/felt)
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