Vorstoß des Bundespräsidenten Lasst die Diskussion um die Pflichtzeit bleiben!
Berlin · Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seinen Vorstoß zu seiner sozialen Pflichtzeit für Jüngere und Ältere wiederholt. Man fragt sich, warum. Denn Pflichtzeiten stärken nicht das Gefühl für die Demokratie.

Das ist Frank-Walter Steinmeier
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat ein prominentes Vorbild. Niemand Geringeres als US-Präsident John F. Kennedy sprach die berühmten Worte über das Verhältnis zwischen Staat und Bürger: „Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann - frage, was Du für Dein Land tun kannst“.
Eine sehr tiefgreifende Aussage, die vor allem in den USA, in denen die Freiheit des Einzelnen weit über die Solidarität in der Gesellschaft hinausragt - Stichwort etwa Waffenbesitz - eine umso größere Bedeutung hatte. Steinmeier, der sich vor allem dem Bekräftigen des Werts der Demokratie verschrieben hat, wiederholte am Sonntagabend in einem Interview seinen Vorstoß zu einer sozialen Pflichtzeit - den auch die ehemalige CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer vor ein paar Jahren schon mal entwickelte.
Ihm sei klar gewesen, „dass das keine Idee ist, die von selbst fliegt“, sagte Steinmeier. Es gehe vielmehr darum, dass Zusammenhalt wiederhergestellt werden müsse. „Wenn es bessere Ideen gibt, als die der Pflichtzeit, bin ich gern bereit, die zu diskutieren. Was ich nur nicht möchte, ist, dass auch diese Debatte wieder im Nichts endet.“
Auch wenn das Bemühen des Bundespräsidenten, gegen das Gefühl des Gratis-Angebots, den ein demokratischen Staat und soziales Miteinander darstellen, angehen zu wollen aller Ehren wert ist: Diese Diskussion sollte nicht weiter vertieft werden. Deutschland ist eine soziale Gemeinschaft, alle Sozialsysteme beruhen auf der Grundlage der Solidarität der Gemeinschaft gegenüber dem Einzelnen. Außerdem wird ein soziale Pflichtzeit - selbst wenn für Jüngere und Ältere angedacht - qua mangelnder Interessensgruppen ganz sicher am Ende nur bei den Jungen landen. Und an denen übet die Gesellschaft nicht nur während der Corona-Pandemie mit Abstand die wenigste Solidarität. Die ältere Generation überlässt den Jungen in diesem Land etwa Schulden in hohem Ausmaße, ein kaputtes Klima. Die Jüngeren bringen sich außerdem in hohem Maße bereits als Ehrenamtliche ein. Und werden in Schulen unterrichtet, in denen sich Erwachsene weigern würden, den größten Teil ihres Tages zu verbringen. Diese Diskussion ist daher eine unnötige.