Gesche Joost im SPD-Kompetenzteam Steinbrücks Frau für Digitales

Berlin · Als Peer Steinbrück zum SPD-Kanzlerkandidaten gekürt wurde, hatte er noch keinen Twitter-Account. Doch inzwischen lässt er das Digitale nicht mehr links liegen. Das zeigt auch sein Schattenkabinett, dessen erste drei Mitglieder er am Montag offiziell vorgestellt hat. Mit dabei ist eine junge Forscherin, die ihn durch die Digitale Welt führen soll.

 So einvernehmlich sollen Joost und Steinbrück miteinander arbeiten.

So einvernehmlich sollen Joost und Steinbrück miteinander arbeiten.

Foto: dpa, gam wst

Bereits am Freitag hatte Steinbrück die ersten drei Namen seines Schattenkabinetts benannt. Thomas Oppermann, Parlamentarischer Geschäftsführer und Innenexperte der SPD, galt bereits als gesetzt. Dazu kommt mit IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel ein altgedienter Gewerkschafter, der die Partei mit den Arbeitnehmervertretungen versöhnen könnte.

Der dritte Name allerdings ist vielen noch weitgehend unbekannt: Gesche Joost. Doch mit ihrer Nominierung zeigen die Sozialdemokraten, dass sie auch die junge Internetgeneration nicht außer Acht lassen wollen. Steinbrück lobte sie denn auch als "eine exzellente Kennerin aller Entwicklungen unseres zunehmend digitalisierten Lebens". "Bei ihr weiß ich Themen wie die gesetzliche Festschreibung der Netzneutralität oder die Neuregelung des Urheberrechts in guten Händen."

"Ich hoffe, dass wir viel erreichen für die Netzpolitik"

Joost steht aber nicht nur für die Generation Internet, sondern auch für die Akademiker in Großstädten wie Berlin, wo sie an der Universität der Künste lehrt. Gerade in Großstädten hatte die Union zuletzt Probleme, Wähler für sich zu gewinnen. Dem scheint die SPD ihrerseits nun vorbeugen zu wollen. Aber letztlich braucht Steinbrück tatsächlich jemanden, der ihn und sein Team durch digitales Terrain führt, denn Umfragen hatten zuletzt immer wieder deutlich gemacht, wie wichtig das Internet insbesondere in Zeiten des Wahlkampfes ist.

Für Joost selbst ist es eine Herausforderung, der sie sich gern zu stellen scheint. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte sie in Bezug auf die digitale Revolution: "Die Politik wirkt da fast reaktiv. Das geht so nicht weiter." Und sie fügt auch mit Blick auf die SPD und ihre digitale Politik hinzu: "Ich glaube, dass da auf jeden Fall noch Luft nach oben ist." Als Forscherin, so beschreibt sie es selbst auf der Webseite von Peer Steinbrück, habe sie eine große Nähe zu diesen Themen. Für sie gehe es nicht nur um die technologischen Möglichkeiten, sondern um den tief greifenden Wandel einer vernetzten Gesellschaft.

Auf ihrem Twitter-Account schreibt sie ebenfalls über ein "spannendes Themenfeld", dass da auf sie zukomme und dass sie "hoffe, dass wir viel erreichen für die Netzpolitik". Überhaupt twittert sie seit ihrer Ernennung regelmäßig, weiß offenbar ganz genau um die Wichtigkeit der digitalen Kommunikation. Etwas, dass Steinbrück selbst zunächst stark vernachlässigt hatte.

Ein "echter Fan" von Steinbrück

Von Steinbrück aber hält sie einiges, wie sie der "Süddeutschen Zeitung" verriet, sie sei ein "echter Fan", auch wenn sie bislang mit Parteien nichts weiter am Hut hatte. Vielmehr hatte sie sich ganz und gar ihrem Leben als Forscherin verschrieben. Und das durchaus erfolgreich. Die 38-Jährige, die in Kiel geboren wurde, wurde mehrfach für ihre Arbeit ausgezeichnet. So war sie laut Spiegel Online 2006 einer der "100 Köpfe von morgen".

Sie entwickelte mit ihrem Team unter anderem einen Kommunikationshandschuh, mit dem Taubblinde E-Mails schreiben können, wie Spiegel Online weiter schreibt. Auch interaktive Kleidung habe sie entwickelt, so etwa Strickjacken, die selbstständig Hilfe für Schlaganfallpatienten rufen könne. Auch Sprachcodes und Entschlüsselungen, so die "Süddeutsche Zeitung" seien Thema der Designforscherin.

Ob das allerdings für die SPD ausreicht, um doch noch die Union und ihre Kandidatin Angela Merkel zu schlagen, das wird sich erst im September zeigen. Und noch sind erst drei Namen offiziell bekannt worden rund um das Steinbrücksche Kompetenzteam. Wer weiß, welche Überraschungen da noch auf die Wähler zukommen. Gesche Joost jedenfalls ist sicher eine davon.

mit Agenturmaterial

(das)
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