Nachfolge Günther Oettingers Stefan Mappus: Der ungeliebte Ziehsohn

Stuttgart (RPO). Stefan Mappus, der 43-jährige Pforzheimer, könnte schon in vier Wochen auf dem Parteitag in Friedrichshafen zum neuen starken Mann der Südwest-CDU gewählt werden. Er selbst ist nach dem Wechsel von von Günter Oettinger nach Brüssel dazu bereit. Dabei ist es das Verhältnis zwischen Mappus und Oettinger nicht zum Besten bestellt.

 Stefan Mappus (

Stefan Mappus (

Foto: AP, AP

"Wenn auf der Strecke etwas passiert, ist unser Fraktionschef der geborene Nachfolger", sagt ein CDU-Landtagsabgeordneter am Samstag in Stuttgart, nachdem die Nachricht vom geplanten Wechsel Günther Oettingers nach Brüssel wie ein Hurrikan durch die baden-württembergische Landespolitik fegte.

Er selbst ist dazu bereit: "Aus meiner 13-jährigen parlamentarischen Tätigkeit als Abgeordneter, Staatssekretär und Minister und Fraktionsvorsitzender bringe ich die Erfahrung mit und traue mir zu, das Amt des Ministerpräsidenten zum Wohle des Landes auszuüben", sagt er am frühen Samstagabend nach einer Sondersitzung des geschäftsführenden Fraktionsvorstandes in Stuttgart. Das weitere Vorgehen und die Entscheidungen sollen Anfang der Woche von der Landtagsfraktion und in Abstimmung mit Oettinger, der auch CDU-Landesvorsitzender ist, getroffen werden.

Kaum Alternative

Auch die Kanzlerin, so heißt es in Berlin, bevorzugt den verheirateten Vater von zwei Söhnen. Und in Stuttgart glaubt am Wochenende niemand, dass sich das Oettinger-Lager so schnell erholt von der Überraschung, als dass eine aussichtsreiche Alternative ins Rennen um den Landesvorsitz und das Amt des Ministerpräsidenten geschickt wird. Sowohl die baden-württembergische Umweltministerin Tanja Gönner als auch der Fraktionschef der Unionsparteien im Bundestag, Volker Kauder, schlossen eine Bewerbung aus.

Apropos Lager: Nach dem historisch schlechten Wahlergebnis für den traditionell starken Landesverband wurde gerade in der Umgebung des Ministerpräsidenten die Theorie verbreitet, dass die Partei die Folgen des Mitgliederentscheides aus dem Jahr 2004 eigentlich nie richtig überwunden habe. Oettinger setzte sich damals gegen die heutige Bundesbildungsministerin Annette Schavan durch und trat im April 2005 die Nachfolge von Erwin Teufel an. Mappus positioniert sich eindeutig an der Seite Schavans. Seit langem wird ihm auch ein guter Kontakt zur Kanzlerin nachgesagt.

Praktischer, uneitler Stiernacken

Der gelernte Industriekaufmann mit Abitur studierte an der Uni Hohenheim Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, war Mitte der 90er Jahre Wissenschaftlicher Mitarbeiter und zugleich bei Siemens tätig. 1996 zog er für den Wahlkreis Pforzheim in den Landtag ein, galt rasch als Führungsreserve und wurde zwei Jahre später Staatssekretär im Umwelt- und Verkehrsministerium. Aus dieser Zeit stammt eine Geschichte, die den praktischen, uneitlen Mappus beschreibt. Mit den Nummernschildern unter dem Arm meldete er zur Verblüffung der Ministerialbürokratie seinen Dienstwagen um.

2004 rückte der Staatssekretär für neun Monate zum Minister auf, legte sich an mit der Atomlobby, allerdings auch mit dem liberalen Teil der eigenen Partei. "Sein Stiernacken steht für viele seiner Positionen", meint ein Weggefährte am Samstag. Mappus habe nie vergessen, dass es auch einen rechten, einen traditionsbewussten Flügel in der CDU gebe, "den zu viel Reformgerede überfordert". 2005 wurde er Fraktionschef und 2007 stellvertretender Landesvorsitzender. Zwei Jahre später könnte er, nach dem oft glücklos agierenden Oettinger, als neuer Strahlemann gefeiert werden auch, weil ihm die Kanzlerin mit ihrem Coup eine Rolle ersparte: die des Königsmörders.

(AP)
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