SPD sucht Vorstände Roth und Kampmann bilden erstes Bewerber-Duo für Parteispitze

Berlin · Die ersten Bewerber haben sich aus der Deckung getraut: Zwei bundsweit relativ unbekannte Politiker haben als erstes Kandidaten-Duo offiziell ihre Bewerbung für den SPD-Parteivorsitz angemeldet.

 Christina Kampmann, Mitglied im NRW-Landtag und Michael Roth, Staatsminister im Auswärtigen Amt (Archivbilder).

Christina Kampmann, Mitglied im NRW-Landtag und Michael Roth, Staatsminister im Auswärtigen Amt (Archivbilder).

Foto: dpa/Sina Schuldt

Außen-Staatsminister Michael Roth und die ehemalige NRW-Landesministerin Christina Kampmann wollen sich im Herbst gemeinsam dem Mitgliederentscheid stellen, wie sie in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland bekannt gaben. "Wir beide vertrauen uns gegenseitig. Deshalb trauen wir es uns zu, in einer schwierigen Lage als Team für den Parteivorsitz anzutreten", sagte Kampmann dem RND.

Roth sagte dem RND, die SPD werde derzeit "bestenfalls als ordentlich arbeitender Reparaturbetrieb, aber nicht als spannender Ort großer Debatten und Visionen wahrgenommen. Das wollen wir ändern". Auf Twitter zeigte er sich am Mittwochmorgen zufrieden mit der Resonanz auf die Bewerbung: Er und Kampmann wollten sich "schonmal für die vielen, vielen Mut machenden Rückmeldungen" bedanken.

Am Montag hatte offiziell die Bewerbungsfrist für eine neue Parteispitze begonnen. Bis zum 1. September können sich Interessenten melden. Der SPD-Vorstand wünscht sich insbesondere Kandidaturen von Zweierteams, Einzelbewerbungen sind aber auch möglich. Anschließend stimmen die Mitglieder ab. Die formale Entscheidung über den künftigen Vorsitz und auch über die Installierung einer Doppelspitze fällt der Parteitag im Dezember.

Der 48-jährige Roth ist seit 2013 Staatsminister im Auswärtigen Amt und für Europathemen zuständig. Seit 1998 gehört der SPD-Politiker aus dem Landesverband Hessen dem Bundestag an.

Die 38-jährige Christina Kampmann stammt aus Gütersloh und ist Abgeordnete im Landtag von Nordrhein-Westfalen. Von 2015 bis 2017 war Kampmann Familienministerin in Nordrhein-Westfalen. Zuvor war sie Bundestagsabgeordnete.

In dem RND-Interview stellten sie ihre Ideen für einen Umbau der SPD vor. Die Partei solle ihren Kommunalpolitikern mehr Gewicht geben und sich weiter für Nicht-Mitglieder öffnen. "Wir schlagen vor, die Wahllisten für Außenstehende zu öffnen", sagte Roth. "Jeder fünfte Listenplatz soll Persönlichkeiten wie der Schichtarbeiterin, dem Künstler, der Betriebsrätin, dem Krankenpfleger auch ohne Parteibuch offen stehen."

Kampmann sagte, die kommunale Ebene sei "in der Parteiführung zu schlecht repräsentiert". Dabei habe die SPD "tolle sozialdemokratische Bürgermeister und Landrätinnen, die großartige Arbeit leisten". Künftig solle jeder dritte Vorstandsposten "an jemanden aus den Kommunen" gehen.

Am Wochenende hatte die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan ihre Bereitschaft zur Kandidatur bekräftigt, sofern sie genügend Unterstützung bekomme. Schwan geht allerdings nicht davon aus, dass sie mit Juso-Chef Kevin Kühnert eine Doppelspitze bilden könnte. Kühnert äußerte sich bislang nicht zu möglichen Ambitionen. Interesse an einer Kandidatur signalisierte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius.

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil brachte derweil eine künftige Koalition mit der Linkspartei auf Bundesebene ins Spiel. Die geplante rot-grün-rote Koalition in Bremen sei eine klare Alternative zur CDU, sagt Klingbeil der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochsausgabe). "Natürlich werden jetzt alle darauf schauen, ob Rot-Grün-Rot funktioniert und ob das auch eine Variante für den Bund sein könnte", sagte er. "Ich schließe da auf jeden Fall nichts aus, denn es ist gut, wenn es eine Alternative zur Union gibt."

Unterdessen ist die Zahl der SPD-Mitglieder erneut zurückgegangen. Zum 30. Juni 2019 verzeichneten die Sozialdemokraten 426.352 Mitglieder, wie der Parteivorstand auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte. Zum Jahresende 2018 waren es noch 437.754 Mitglieder. Die Zahl der SPD-Mitglieder schwankte in den vergangenen Jahren. Zulauf bekamen die Sozialdemokraten rund um die Nominierung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten 2017 und zur Abstimmung über den Koalitionsvertrag im Februar 2018. Damals erreichte die SPD ein Hoch von 463.723 Mitgliedern.

(felt/AFP)
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