Gerüchte um Kanzlerkandidatur Steinmeiers SPD nennt Kandidaten in acht Wochen

Berlin (RP). Es ist das bekannte Spiel. SPD-Chef Kurt Beck rutscht in den Umfragen auf neue Tiefstwerte. Schon machen Spekulationen die Runde, wer Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten für die Bundestagswahl 2009 werden könnte. Jetzt verbreitete der Radiosender NDR, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier werde das Rennen machen ­- und zwar abweichend vom bislang geltenden Zeitplan unmittelbar nach der Sommerpause.

Die SPD-Kanzlerkandidaten im Test
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Foto: ddp/AP

Der Chef des Auswärtigen Amts, so hieß es gestern, habe nicht ertappt ausgesehen. Nach einem kurzen Telefonat einigten sich der SPD-Parteivorsitzende und sein Vize Steinmeier auf folgendes Dementi: "Es ist richtig, dass wir beide freundschaftlich zusammenarbeiten. Alles andere ist falsch.”

Die neuen Gerüchte um eine Kanzlerkandidatur Steinmeiers kommen nicht überraschend. Beck hat mit seiner nicht abgesprochenen Ankündigung, die Steuern für die unteren Einkommensgruppen zu senken, die SPD-Größen in der Bundeshauptstadt nachhaltig verärgert. So hatte er in der Präsidiumssitzung am Montag nichts von seinen Plänen verlauten lassen, aber danach im Sender n-tv ein neues Konzept angekündigt. In der Fraktionssitzung am Dienstag sprach er lediglich von einer Orientierung, um danach zu verkünden, es gebe eine Arbeitsgruppe mit dem Mainzer Finanzminister Ingolf Deubel an der Spitze. Das jüngste Gerücht gilt als Warnung an Beck.

Angeblich gibt es sogar eine neue Achse zwischen Umweltminister Sigmar Gabriel und dem Chef des Finanzressorts, Peer Steinbrück. Der frühere Ministerpräsident Niedersachsens würde gern Fraktionschef nach 2009 werden, Steinbrück hält wenig von seinem Parteivorsitzenden. Beiden missfällt die Öffnung Becks zur Linkspartei Oskar Lafontaines und die Hinwendung des Pfälzers zu den Linken in der eigenen Partei. Man müsse aufpassen, dass der Laden nicht auseinanderfällt, wird den beiden als Erkenntnis zugeschrieben.

Vor allem aus der SPD-Zentrale in Berlin wird seit etwa zehn Tagen kolportiert, die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur falle in den nächsten acht Wochen ­ also vor der Sommerpause. "Beck muss jetzt Klarheit schaffen”, heißt es im Willy-Brandt-Haus. Dies sei die einzige Chance der Partei, den tiefen Fall in den Umfragen noch zu stoppen. Steinmeier gilt als aussichtsreicher als Beck, weil er derzeit der einzige Sozialdemokrat ist, der annähernd an die Umfragewerte Merkels heranreicht. Die SPD-Zentrale analysiert wie folgt: Nur wenn es friedlich gelingt, die Kanzlerkandidatur von Beck weg auf Steinmeier zu wenden, gibt es noch eine Chance, auch nach 2009 in der Regierung zu bleiben. "Vernünftig wäre es”, sagt ein Regierungsmitglied. "Aber in der SPD geht es nicht immer nach Vernunft.”

Immerhin hat Beck den Ernst der Lage erkannt und macht von sich reden ­ zu Beginn der Woche mit dem Plan, die Steuern zu senken, am Dienstag durch ein Treffen mit FDP-Chef Westerwelle. Mit dem habe er Optionen für eine mögliche Koalition ausgelotet, hieß es.

(RP)
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