Bisheriger Generalsekretär Klingbeil und Esken wollen SPD als Parteichefs führen

Berlin · Der bisherige Generalsekretär Lars Klingbeil und Parteichefin Saskia Esken wollen die SPD künftig gemeinsam führen. Es deutet sich ein recht geräuschloser Umbau an, der Auswirkungen auf die angestrebte Ampel-Regierung haben dürfte.

Lars Klingbeil – vom SPD-Generalsekretär zum Parteivorsitzenden
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Foto: dpa/Christoph Schmidt

Der bisherige Generalsekretär Lars Klingbeil und Parteichefin Saskia Esken wollen die SPD künftig gemeinsam führen. Das erklärten beide nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Montag in einer SPD-Präsidiumssitzung. Das Präsidium folgte dem einstimmig und schlug die Personalie dem Parteivorstand vor. Damit zeichnet sich ab, dass die SPD ihre offene Führungsfrage ohne großen Umbau in der Parteiführung parallel zur Regierungsbildung klärt. Gewählt werden soll die SPD-Führung auf einem Parteitag vom 10. bis 12. Dezember.

Esken wies bereits am Morgen im ARD-„Morgenmagazin“ auf die jahrelange enge Zusammenarbeit mit Klingbeil hin. Der 43-Jährige sei ein „Architekt der Erneuerung der SPD“ und sie schätze ihn persönlich sehr. Klingbeil hatte als Wahlkampfmanager entscheidenden Anteil am SPD-Sieg bei der Bundestagswahl.

Klingbeil begründete seine Kandidatur damit, dass er an den Wahlerfolg bei der Bundestagswahl nun anknüpfen wolle: „Ich will, dass das weitergeht. Ein Wahlsieg reicht mir nicht“, sagte Klingbeil in einem auf Youtube ausgestrahlten Video. Sein Ziel sei, die SPD auch für die Zukunft „als moderne Volkspartei zu positionieren“. Ausdrücklich betonte Klingbeil den Zusammenhalt in der SPD, so wie die Partei das „in den letzten zwei Jahren sehr, sehr gut hingekriegt" habe. „Wir spielen alle zusammen und wir schießen aufs gleiche Tor“, hob der bisherige Generalsekretär hervor. Als weitere Herausforderung nannte er „die programmatische Erneuerung“ der SPD in einer Zeit des Umbruchs. „Ich will, dass wir eine Chance darin sehen“, warb er für einen neuen Aufbruch.

Der amtierende Co-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans (69) hatte Ende Oktober seinen Rückzug angekündigt und erklärt, dass nun Jüngere ans Ruder sollten. Esken und er waren im Dezember 2019 nach einem langwierigen Auswahlprozess an die SPD-Spitze getreten. Ein Parteitag bestätigte damals einen Mitgliederentscheid, mit dem die Nachfolge der zurückgetretenen Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles geklärt wurde. Damals war Olaf Scholz, der gemeinsam mit der Brandenburger Politikerin Klara Geywitz antrat, Esken und Walter-Borjans unterlegen.

Auch jetzt ist nicht ausgeschlossen, dass sich vor dem Parteitag noch weitere Bewerberinnen oder Bewerber für den Parteivorsitz melden - es gilt jedoch in der deutlich befriedeten Partei als unwahrscheinlich. Mehrere SPD-Vize wie etwa Arbeitsminister Hubertus Heil haben bereits angekündigt, dass sie weiter Stellvertreter sein wollen.

Auch auf die Koalitionsverhandlungen mit Grünen und FDP dürfte sich der Wechsel an der SPD-Spitze auswirken. Walter-Borjans hatte deutlich gemacht, dass die Parteivorsitzenden auch künftig nicht in der Regierung vertreten sein sollten - auch wenn dies satzungsmäßig möglich wäre.

Esken sagte in der ARD, natürlich wäre es auch spannend, als Ministerin in einer Zukunftskoalition mitzuwirken. Sie habe in den vergangenen beiden Jahren aber auch als Parteivorsitzende „Wirksamkeit gezeigt“. Auch Klingbeil waren Ambitionen etwa auf das Amt des Verteidigungsministers nachgesagt worden.

(mba/dpa/AFP)
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