Bewerber im Überblick Das sind die Kandidaten für das SPD-Spitzenamt
Olaf Scholz zierte sich, als im Juni die Nachfolge der zurückgetretenen Parteichefin Andrea Nahles im Raum stand. Nach langem Zögern hat der Bundesfinanzminister seine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt - und am Dienstag die bundesweit weitgehend unbekannte Brandenburger Landespolitikerin Klara Geywitz als seine Tandempartnerin präsentiert. Scholz führte die Partei nach dem Debakel um den früheren Vorsitzenden Martin Schulz bereits 2018 für rund zwei Monate kommissarisch. Die 43-jährige Geywitz war früher stellvertretende Landesvorsitzende in Brandenburg.
Die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan (SPD) und Ralf Stegner, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein, sind Politik-Veteranen. Der 59-jährige Stegner, der immer wieder mit zugespitzten Formulierungen für Schlagzeilen sorgt, koordiniert seit Jahren den linken SPD-Flügel und ist seit 2014 Parteivize. Der großen Koalition steht er skeptisch gegenüber. Die 76-jährige Schwan, die zweimal als Kandidatin für das Bundespräsidentenamt scheiterte, ist Chefin der Grundwertekommission ihrer Partei. In ihrem Bewerbungsschreiben bezeichnen sie die SPD als "linke Volkspartei".
Christina Kampmann, Mitglied im Landtag von Nordrhein-Westfalen, und Michael Roth, Staatsminister im Auswärtigen Amt, wählten für ihre Kampagne das Motto "Mit Herz und Haltung". Der Staatsminister im Auswärtigen Amt und die ehemalige NRW-Familienministerin wollen unter anderem Kommunalpolitiker und Nicht-Mitglieder stärker einbeziehen.
Robert Maier geht als Einzelkandidat ins Rennen. Er ist Unternehmer und Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums. Er wendet sich gegen einen "Linksruck" der SPD.
Simone Lange und Alexander Ahrens, die Oberbürgermeister von Flensburg und Bautzen, wollen die SPD wieder näher an die Bürger bringen. Lange, eine frühere Kriminalpolizistin, war im April 2018 bereits gegen die damalige Parteivorsitzende Andrea Nahles angetreten und hatte einen Achtungserfolg von knapp 28 Prozent erzielt. Ahrens hatte die SPD zwischenzeitlich verlassen, trat 2017 aber wieder ein.
Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, und Boris Pistorius, Minister für Inneres und Sport von Niedersachsen, kamen vergangene Woche aus der Deckung. Die beiden haben sich als Landesminister profiliert: Der 59-jährige Pistorius ist seit 2013 Niedersachsens Innenminister, er gibt sich gerne als pragmatischer Macher-Typ. Die 61 Jahre alte Köpping ist als Sachsens Integrations-Staatsministerin eine der wichtigsten SPD-Politikerinnen im Osten. In ihrem Buch "Integriert doch erst mal uns" schreibt sie über das Gefühl vieler Ostdeutscher, abgehängt zu sein. Köpping engagiert sich stark im Kampf gegen Rechtsextremismus.
Der bayerische Abgeordnete Karl-Heinz Brunner geht als Einzelkandidat ins Rennen. Er warnt vor einer zu linken Positionierung seiner Partei und sagte der "Augsburger Allgemeinen", er wolle sicherstellen, dass im Auswahlprozess "die ganze Vielfalt der Partei widergespiegelt wird".
Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, und Umwelt- und Energiepolitikerin Nina Scheer werben mit ihrer Kampagne "Sozial. Ökologisch. Klar" unter anderem für ein Ende der großen Koalition. Lauterbach ist als langjähriger Gesundheitsexperte seiner Fraktion bekannt, Scheer widmet sich vor allem umwelt- und energiepolitischen Fragen.
Hilde Mattheis (2. v. l.) tritt zusammen mit Dierk Hirschel an. Sie stehen für einen klaren Linkskurs ihrer Partei. Als Vorsitzende des Forums Demokratische Linke 21 innerhalb der SPD zählt Mattheis zu den scharfen Kritikern der großen Koalition. Hirschel ist Funktionär bei der Gewerkschaft Verdi.
Hans Wallow saß in den 80er und 90er Jahren für die SPD im Bundestag und würde der Partei gerne seine "lange Erfahrung sowohl in der praktischen Politik als auch in grundsätzlichen Fragen" zur Verfügung stellen. Hier finden Sie alle Nachrichten zur SPD.