„Traurig dumm“ Viel Kritik an geplantem WHO-Austritt der USA

Berlin · Die USA müssen für ihre Entscheidung, aus der Weltgesundheitsorganisation WHO auszutreten, viel Kritik einstecken. Gesundheitsminister Spahn äußerte sich ebenso wie Weltärztepräsident Montgomery.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die offizielle Austrittsankündigung der USA aus der Weltgesundheitsorganisation WHO als „herben Rückschlag“ bezeichnet. Die weltweite Infektionsdynamik zeige, dass koordiniertes Vorgehen wichtig sei, schrieb der CDU-Politiker per Twitter mit Blick auf die Corona-Krise. „Wir brauchen mehr Zusammenarbeit im Kampf gegen Pandemien, nicht weniger. EU-Staaten werden Reformen für stärkere WHO anstoßen.“

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, sagte, dass der Austritt „erkennbar den strategischen Interessen der USA und des Westens insgesamt“ schade. Der Vorsitzende des Unterausschusses für die Vereinten Nationen im Bundestag, Ulrich Lechte (FDP), sagte: „Dies ist äußerst bedauerlich und damit geben die USA auch letztlich China klein bei, anstatt ihnen in internationalen Organisationen die Stirn zu bieten.“

Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat den Austritt der USA als „traurig dumm“ bezeichnet. „Nur wer bei einem Club dabei ist, kann auch gestalten“, sagte Montgomer unserer Redaktion. Und gestalterische Reformen habe die WHO bitter nötig, betonte der Mediziner. „China schlägt sich jetzt auf die Schenkel“, erklärte Montgomery. Der Einfluss des chinesischen Präsidenten Xi Jinping wachse. Der Weltärztepräsident sagte weiter: „Es bleibt nur zu hoffen, dass Joe Biden diesen Beschluss nach seiner hoffentlich erfolgenden Wahl revidiert.“

Auch zahlreiche US-Demokraten kritisierten die Entscheidung der republikanischen Trump-Regierung zum Rückzug aus der WHO. „An meinem ersten Tag als Präsident werde ich der WHO wieder beitreten und unsere Führungskraft auf der Weltbühne wiederherstellen“, schrieb Joe Biden, der im November als Präsidentschaftskandidat der Demokraten gegen Trump antreten will, beim Kurznachrichtendienst Twitter. „Amerikaner sind sicherer wenn Amerika sich für die Stärkung der weltweiten Gesundheit einsetzt.“

Die demokratische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, schrieb, der WHO-Austritt sei ein „Akt echter Sinnlosigkeit“. Trump lähme damit den internationalen Kampf gegen das Coronavirus. Der demokratische Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Repräsentantenhauses, Eliot Engel, kommentierte, der Rückzug sei „völlig verwirrend“. „Die Schuld auf die WHO zu schieben wird die Fehler dieser Regierung nicht wiedergutmachen und auch das Leid nicht ungeschehen machen, das unser Land erlebt hat.“

Die USA haben mitten in der Corona-Pandemie ihre Austrittsankündigung aus der UN-Koordinierungsbehörde eingereicht. Die Meldung des Austritts, der am 6. Juli 2021 wirksam werde, sei UN-Generalsekretär António Guterres übermittelt worden, sagte ein hoher Regierungsbeamter am Dienstag (Ortszeit) der dpa in Washington. US-Präsident Donald Trump hatte den Schritt Ende Mai angekündigt.

(qua/mja/dpa)
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