90-Tage-Korridor Sommerferien künftig ab Anfang Juni möglich

Berlin · Die Regierungschefs der Bundesländer wollen den Korridor für die Sommerferien in Deutschland auf 90 Tage ausweiten. Damit haben sich die Wirtschafts- gegen die Kultusminister durchgesetzt.

 Die Regelungen für die Sommmerferien sollen geändert werden.

Die Regelungen für die Sommmerferien sollen geändert werden.

Foto: dpa, Jens Büttner

Der Zeitrahmen für die Sommerferien in Deutschland soll bundesweit auf 90 Tage ausgedehnt werden. Dies geht aus einer Beschlussvorlage der Ministerpräsidentenkonferenz hervor, die unserer Zeitung vorliegt. In der Beschlussvorlage für das Treffen der Regierungschefs morgen in Berlin wird die Kultusministerkonferenz aufgefordert, "für die Sommerferien einen Zeitraum von 90 Tagen weitmöglichst auszuschöpfen". Die Neuerung soll für die Ferienplanung der Jahre 2018 bis 2024 gelten.

Folge wird sein, dass die Sommerferien in etlichen Bundesländern künftig schon Anfang bis Mitte Juni beginnen werden. In diesem Jahr startet Nordrhein-Westfalen am 7. Juli als erstes Bundesland. Die Bayern und die Baden-Württemberger sind traditionell die letzten. Die bayerischen Ferien enden in diesem Jahr am 15. September. Damit umfasst die Spanne der Sommerferien bundesweit 70 Tage. Mit der Neuregelung würde sich der Zeitrahmen der Ferien also um rund drei Wochen ausweiten.

Die Bundesländer lassen ihre Sommerferien gestaffelt starten, um Staus auf den Autobahnen und Engpässe sowie Preissprünge bei der Belegung der Ferienquartiere möglichst weit einzudämmen. Je weiter die Ferien auseinandergezogen werden, desto mehr entspannt sich die Lage für die Urlauber. Damit Familien und Schulen sich auf die Ferienzeiten einstellen können, werden die Termine mindestens drei Jahre im Voraus festgelegt. Die Sommerferien werden alle sieben Jahre neu terminiert.

Da der Beschluss für die Ferien ab dem Schuljahr 2017/18 in diesem Jahr gefasst werden muss, entspann sich schon im vergangenen Sommer eine kontroverse Debatte um die neuen Feriendaten. Die Schulminister und die Wirtschaftsminister der Bundesländer sind sich nämlich nicht einig, welcher Ferienzeitraum sinnvoll ist. Die Kultusministerkonferenz hatte sich gegen eine Erweiterung des Korridors für die Sommerferien ausgesprochen. Ihre Argumente: Den Schülern müssten kontinuierliche Lernzeiträume ermöglicht, Prüfungsabläufe müssten gesichert sowie Klassenfahrten und Sportwettkämpfe auf das Jahr verteilt werden können. Zudem sollten Unterrichtsphasen zwischen den Ferien mindestens sechs Wochen umfassen. Auch sollten die Schulhalbjahre in Bezug auf ihre Länge vergleichbar sein.

Schon heute müssen diejenigen Bundesländer, die im Sommerferien-Kalender von einem späten auf einen frühen Ferienplatz wechseln, mit einem besonders kurzen Schuljahr klarkommen — in NRW ist das 2013/14 beispielsweise der Fall. Familien, die zum Schuljahreswechsel von einem in das andere Bundesland ziehen, kann es schon heute passieren, dass ihre Kinder entweder nur zwei oder gleich zehn Wochen Sommerferien haben. Mit einer Ausweitung des Ferienkorridors werden sich solche kuriosen Auswirkungen noch verstärken.

Die Wirtschaftsminister der Länder sehen die Verlängerung des Schulferien-Zeitraums grundlegend anders als ihre für die Bildung verantwortlichen Kollegen. Mit Blick auf die Tourismus-Industrie sprachen sie sich im Dezember für den 90-Tage-Korridor aus. Sie baten die Regierungschefs in ihrem Beschluss, bei der Sommerferienplanung die "verkehrlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte" zu berücksichtigen. Die Konferenz der 16 Ministerpräsidenten schließt sich nun grundsätzlich den Wirtschaftsministern an.

Aus Sicht der Tourismus-Industrie ist eine Planung, die einen Korridor von 90 Tagen ausschöpft und zugleich Feiertage und Wochenende geschickt an schulfreie Tage anbindet, viel wert. 15,6 Milliarden Euro mehr Umsatz und bis zu 250 000 zusätzliche Arbeitsplätze sind nach einer Analyse des Deutschen Tourismusverbandes auf diesem Weg erreichbar.

Offen ist, ob Bayern und Baden-Württemberg bei der Neuregelung das Privileg behalten können, ihre Sommerferien stets von Anfang August bis Mitte September zu legen. Als die Regelung eingeführt wurde, konnten die Länder noch mit ihrer Agrarindustrie und den Bedürfnissen der Bauern-Familien argumentieren. Diese Argumente sind aber nicht mehr zugkräftig.

(qua)
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