Der grüne Sozialdemokrat "Solarpapst" Hermann Scheer ist tot

Düsseldorf (RPO). Sein Einsatz für erneuerbare Energie machte Hermann Scheer bekannt. Er eckte mit seinen Ansichten bei vielen Kollegen an. Doch sein Engagement gab ihm am Ende recht. Er erhielt unzählige Auszeichnungen für seine Beiträge zur erneuerbaren Energie. Nun ist der SPD-Politiker im Alter von 66 Jahren gestorben.

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In den 80er Jahren wurden Alternativen zu Atomkraft noch belächelt, doch Hermann Scheer setzte sich bereits damals für Sonnenenergie ein. Er galt als "Vater des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes", so betitelt ihn die "Financial Times Deutschland". Der langjährige Bundestagabgeordnete setzte sich sein Leben lang für die Friedenspolitik ein.

Für seine Beiträge zur erneuerbaren Energie erhielt er unzählige Auszeichnungen wie 1999 den Alternativen Nobelpreis. Er wurde außerdem vom amerikanischen "Time Magazine" als "Hero for the Green Century" (Held des grünen Jahrhunderts) ausgezeichnet.

In seinem Buch "Energieautonomie — Eine neue Politik für erneuerbare Energie" präsentiert der Politiker Strategien und Lösungen der globalen Energie- und Wirtschaftkrise. Er vertrat die Meinung: Wer an Kohle, Gas und Atomenergie festhalte, riskiere langfristig Wirtschaftkrisen und Kriege um Energierohstoffe. Scheer sah nur einen Ausweg die drohende Krise zu verhindern: Die Energiegewinnung müsse von atomaren und fossilen Brennstoffen völlig auf erneurbare Quellen wie Biogas oder Photovoltaik-Anlagen sowie Wasser- und Windräder umgestellt werden.

In seiner Partei blieb er Außenseiter

Innerhalb seiner Partei gehörte er zum linken Flügel und war umstritten. Er brachte sogar den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder gegen sich auf, da er den Nato-Einsatz im Kosovo im SPD-Vorstand als "Kriegsverbrechen" bezeichnete.

Für Kontroversen sorgte auch Scheers Unterstützung für die gescheiterte Linksregierung der damaligen hessischen SPD-Landesvorsitzenden Andrea Ypsilanti. Scheer hätte unter ihrer Führung ein Ressort für Wirtschaft und Umwelt übernehmen sollen. Der Abgeordnete plante in Hessen einen massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien und ein Festhalten am Atomausstieg.

Der Solarpapst forderte, dass die Umstellung auf erneuerbare Energiequelle politisch absolute Priorität haben muss. Doch mit dieser Meinung stieß er auf starke Kritik. Im vergangenen Jahr verzichtete er auf eine erneute Kandidatur für den SPD-Bundesvorstand.

Konflikt um Stuttgart 21

Trotz allem mischte er sich politisch ein. Im derzeitigen Konflikt um Stuttgart 21 war der SPD-Abgeordnete vor kurzem noch bei einer Demonstration gegen das Milliarden-Bahnprojekt aufgetreten und sprach sich für einen Volksentscheid aus.

Die Grünen reagierten mit Bestürzung auf den Tod des SPD-Politikers. Die Grünen-Grünen-Bundesvorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir erklärten, der Tod Scheers mache die Grünen "zutiefst traurig". Scheer sei ein "Vordenker und Architekt des solaren Zeitalters" und somit als Sozialdemokrat auf besondere Weise mit den Grünen verbunden gewesen. "Wir trauern um einen Freund", betonten die Parteichefs. SPD-Chef Siegmar Gabriel würdigte Scheer als "einen engagierten Kämpfer für die dringend notwendige Energiewende."

Dass Förderung und Ausbau der erneuerbaren Energien von einem breiten Konsens in Gesellschaft und Politik getragen würden, sei auch dem Engagement Scheers zu verdanken, sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck. Schon vor 30 Jahren habe Scheer das Potenzial von Sonnen- und Windenergie erkannt. Scheer galt als herausragender Umweltpolitiker seiner Partei.

(mit Agenturen/fb)
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