Kanzlerkandidatur der Union Söders Kraftprobe

Berlin · Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef schlägt Pflöcke für die Kanzlerkandidatur der Union ein, die er angeblich gar nicht anstrebt. Mit seiner „Corona-Krisenlogik" als Voraussetzung für eine Kandidatur stellt er die Machtpobe mit der Schwesterpartei CDU.

 Markus Söder

Markus Söder

Foto: dpa/Sven Hoppe

Das hat sich CSU-Chef Markus Söder schön ausgemalt: Der nächste Kanzlerkandidat der Union - der Nachfolger der Krisenmanagerin Angela Merkel - müsse sich in der Corona-Krise bewiesen haben. Wie praktisch für ihn, dass mit Norbert Röttgen und Friedrich Merz schon zwei der drei offiziellen CDU-Kandidaten für den Parteivorsitz (und damit Anwärtern für die Kanzlerkandidatur) das schon rein technisch kaum können, weil sie kein Regierungsamt haben. Krisen sind immer die Stunde der Exekutive sind.

Und wie angenehm für den bayerischen Ministerpräsidenten, dass die Umfragewerte des dann noch verbliebenen Kandidaten und NRW-Amtskollegen Armin Laschet in der Corona-Krise miserabel sind, ganz im Gegensatz zu den eigenen Ergebnissen. Nach dieser – Söders - Rechnung bleibt eigentlich nur noch einer als Kandidat übrig: Söder.

So genießt er die Aufmerksamkeit über seine Interview-Äußerung vom Wochenende und zieht sich genüsslich darauf zurück, was er seit Monaten sagt: Sein Platz sei doch in Bayern. Nicht er führe die Debatte, sondern es werde ständig über ihn geredet – „und zwar von allen“. Dabei muss man nur seinen Twitter-Account verfolgen, um zu sehen, wie sehr er sich für geeignet hält, Deutschland zu führen. Ein Beispiel: „Wir brauchen mehr Agrar-Ökologie statt Agrar-Kapitalismus. (…) Unser bayerischer Weg kann auch ein Weg für Deutschland sein.“

Söder funkt der Schwesterpartei ordentlich dazwischen. Er macht der CDU klar, dass ohne ihn niemand Kanzlerkandidat wird. Jedenfalls nicht einfach nur deshalb, weil er im Dezember zum CDU-Chef gewählt wird. Währenddessen ist die CDU parteiintern um ein geordnetes Verfahren bemüht, um den Wählern Sicherheit zu geben, dass das neue Umfragehoch der Union um die 40 Prozent gerechtfertigt ist und es trotz schwieriger Ausgangslage keine neue CDU-Zerreißprobe geben soll. Die scheidende Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer ist vielmehr bemüht, eine Kampfkandidatur auf dem Parteitag abzuwenden, indem es vorher eine Einigung auf einen Kandidaten gibt, der dann unbeschädigt aus der Wahl hervorgeht und damit viel mächtiger gegenüber der CSU auftreten kann.

Söder zündelt aber schon mit dieser „Corona-Krisenlogik" als Voraussetzung für eine Kanzlerkandidatur. Es ist ein Vorgeschmack auf eine Machtprobe zwischen CDU und CSU, wenn ihm niemand Kontra gibt. Wenn die Union denn etwas aus dem Zerwürfnis von Merkel und Söders Vorgänger Horst Seehofer gelernt hat, dann sollte es die Erkenntnis sein, dass die Politik der Union ein Geben und ein Nehmen ist, um Erfolg zu haben. Und zwar niemals mit Herabsetzung des anderen in der Öffentlichkeit.

(kd)
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