Zitate Reaktionen auf das Aus der Jamaika-Sondierungen

"Es ist ein Tag mindestens des tiefen Nachdenkens, wie es weitergeht in Deutschland. Ich als Bundeskanzlerin, als geschäftsführende Bundeskanzlerin, werde alles tun, dass dieses Land auch durch diese schwierigen Wochen gut geführt wird", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am frühen Montagmorgen nach dem Scheitern der Sondierungsgespräche zur Bildung einer Jamaika-Koalition.

"Es ist besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren", sagte FDP-Chef Christian Lindner am späten Sonntagabend in Berlin zur Entscheidung der Liberalen, aus den Jamaika-Gesprächen auszusteigen.

"Vor der Bundestagswahl haben die Beteiligten wahlweise Schwarz-Grün, Schwarz-Gelb oder Jamaika herbeigewünscht. Jetzt kriegen sie nix hin. Die SPD ist allerdings nicht das Ersatzrad für den schleudernden Wagen von Frau Merkel", sagte SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel am frühen Montagmorgen nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche und mögliche Erwartungen der Union an die SPD.

"Mit jeder weiteren Einigung wurde die Panik eher größer als geringer. Deshalb kann man durchaus den Verdacht haben, dass die weniger gestalten wollten, sondern mehr Sorge vor der Verantwortung hatten", sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter in der Nacht zum Montag in Berlin über die von der FDP abgebrochenen Jamaika-Gespräche.

Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen kann sich FDP-Parlamentsgeschäftsführer Marco Buschmann vorstellen, eine Minderheitsregierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu unterstützen. "Wenn es gute Initiativen gibt, dann stehen wir zur Verfügung", sagte Buschmann am Montag. "Wir wollen keine Fundamentalopposition betreiben, sondern wir wollen uns konstruktiv einbringen."

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte im Hinblick auf die internationale Gemeinschaft: "Alle haben die Hoffnung, dass sehr bald eine Klärung insofern zustande kommt, dass Deutschland wieder eine stabile Regierung hat", sagte er am Montag am Rande eines Asien-Europa-Außenministertreffens in Myanmar. In den Gesprächen spüre man, "dass alle sehr aufmerksam nach Deutschland schauen".

"Es ist gut, dass dieses Trauerspiel beendet ist", sagte die Fraktionsvorsitzende der Linken Sahra Wagenknecht in Berlin. "Die 'Schwarze Ampel' hätte Deutschland nicht gut getan."

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer bedauerte das Scheitern der Sondierungsverhandlungen. Zur Entscheidung der FDP, den Verhandlungstisch zu verlassen, sagte Scheuer im ZDF-"Morgenmagazin": "Da habe ich Respekt davor, aber ich finde es nicht gut. Ich finde es schade." Die "traurige" Nachricht an die Bürgerinnen und Bürger sei, "dass die nächsten Wochen sehr, sehr schwierig werden - und vielleicht sogar keine Werbeveranstaltung für Parteipolitik", sagte Scheuer.

CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat unüberbrückbare Differenzen zwischen FDP und Grünen für das Scheitern der Jamaika-Sondierungen verantwortlich gemacht. "Union und FDP wären in zwei Wochen fertig gewesen", sagte Spahn. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bescheinigte er eine "tolle Verhandlungsführung". Nun stelle sich erneut die Frage an die SPD, ob sie Verantwortung übernehmen "oder weiter hämisch in der Ecke bleiben" wolle.

"Das war schlecht inszeniertes Theater", warf Grünen-Geschäftsführer Michael Kellner der FDP vor. "Es wäre kurz vor einer Entscheidung gewesen und kurz zuvor ist die FDP weggerannt", sagte Grünen-Geschäftsführer Michael Kellner am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Und weiter: "Am Ende des Tages, glaube ich, läuft es auf Neuwahlen hinaus."

"Ich glaube, dass wir unserer Verantwortung nicht gerecht geworden sind", sagte der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) über die abgebrochenen Sondierungen. "Gerade am Ende sind wir eigentlich deutlich besser zueinander gekommen."

"Deutschland hat auf absehbare Zeit keine Regierung, die in der Lage ist, mit den Franzosen, mit der Europäischen Kommission, mit all denjenigen, die verstanden haben, dass Europa jetzt einen Aufbruch braucht, gemeinsam nach vorne zu gehen", sagte der Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer (Grüne) in der Nacht zum Montag in Berlin. "Und wir sind erst mal gelähmt durch diese Verantwortungslosigkeit der FDP."

"Das war Psychoterror ohne Ende. Wir brauchen jetzt alle 'ne Therapie, glaube ich", sagte der schleswig-holsteinische Umweltminister Robert Habeck (Grüne) in der Nacht zum Montag in Berlin.

Der Fraktionsvorsitzende der Linken Dietmar Bartsch sagte, in den wochenlangen Gesprächen sei über "zentrale Themen" wie Kinderarmut oder die Paradise Papers nicht gesprochen worden. Über das Aus der Verhandlungen sei er "einigermaßen entsetzt". "Ich sehe das als eine veritable Krise in unserem Land, denn niemand weiß, wie es jetzt wirklich weitergeht."

Die AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag Alice Weidel spricht auf Facebook von "wochenlanger Täuschung der Wähler". "Am Ende bleibt ein enttäuschter Wähler zurück, der vor allem der Kanzlerin den Auftrag gegeben hat, eine Regierung zu bilden. Doch spätestens seit 2015 zeigt Merkel, dass sie weder willens noch imstande ist, den Willen des Volkes umzusetzen."
