Neue Silvester-Details Attacken auf Einsatzkräfte in Berlin – zwei Drittel der Festgenommenen waren Deutsche

Berlin · Die Angriffe mit Böllern auf Polizisten und Feuerwehrleute in der Berliner Silvesternacht haben eine deutschlandweite Debatte ausgelöst. Nun berichtet der „Tagesspiegel“ über neue Details. Demnach sind die Zahlen differenzierter zu lesen.

Polizeibeamte stehen in der Berliner Silvesternacht hinter explodierendem Feuerwerk.

Polizeibeamte stehen in der Berliner Silvesternacht hinter explodierendem Feuerwerk.

Foto: dpa/Julius-Christian Schreiner

Nur 38 Menschen seien in Berlin nach reinen Böllerattacken auf Polizisten und Feuerwehrleute festgenommen worden, zwei Drittel davon seien Deutsche, berichtet der Berliner „Tagesspiegel“ (Montag) unter Berufung auf die Polizei.

Die bisher bekannte Zahl von 145 Festgenommenen mit 18 verschiedenen Nationalität hatte zu einer Debatte über mangelnde Integration junger Männer geführt. Diese Zahl beziehe sich jedoch auf alle Personen, die von den eigens für Silvester eingesetzten Einheiten wegen verschiedener Delikte in der gesamten Stadt festgenommen wurden, berichtet der „Tagesspiel“. Darunter seien neben Angriffen auf Beamte auch Festnahmen wegen Brandstiftung, Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz und Landfriedensbruchs.

Indes bleibt weiter unbekannt, inwieweit die Festgenommenen einen Migrationshintergrund haben. Nach übereinstimmenden Schilderungen der Einsatzkräfte und belegt durch Videos hätten zahlreiche Personen, die die Polizei und Feuerwehr attackiert haben, einen Migrationshintergrund, berichtet die Zeitung. Ferner habe es jedoch auch Mobs von Vermummten gegeben, die die Feuerwehr behindert und angegriffen hätten.

Ermittler vermuteten unter ihnen auch Menschen ohne Migrationshintergrund. In welchem Ausmaß die linksradikale Szene aktiv beteiligt war, sei trotz vereinzelter Hinweise unklar.

Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik hat unterdessen die Einsatzplanung zur Silvesternacht in der Hauptstadt verteidigt. Die Ausschreitungen und Angriffe auf Einsatzkräfte seien „so weder erwartbar noch prognostizierbar“ gewesen, sagte Slowik am Montag im Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses.

Insgesamt hätten einschließlich Bundespolizei knapp 3000 Einsatzkräfte zur Verfügung gestanden. Die Polizisten seien je nach Lage umgruppiert worden. Slowik wies auch Kritik zurück, dass ein bereit gehaltener Wasserwerfer nicht eingesetzt worden sei. Ein solcher Einsatz sei bei großen Menschenansammlungen sinnvoll, nicht aber bei kleineren Gruppen, die sich in Straßen schnell bewegten.

Die Polizeipräsidentin schlüsselte zudem die Zahlen zu verletzten Beamten auf: Von 47 Verletzten seien 14 ambulant behandelt worden und 5 vom Dienst abgetreten. Besonders schwer seien die Verletzungen bei einem Beamten gewesen, den ein pyrotechnischer Artikel unter dem Helm getroffen habe. Ein weiterer habe einen unmittelbar aufgesetzten Schuss aus einer Schreckschusswaffe erlitten. Mit 31 Polizisten seien Gespräche zur psychischen Betreuung geführt worden.

Slowik wies auch Kritik daran zurück, dass alle 145 in der Silvesternacht festgenommenen Verdächtigen wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. Es gebe nur sehr eingeschränkte Gründe für Gewahrsam, darunter Wiederholungsgefahr. Nur drei Gründe gebe es im Wesentlichen für die Anordnung einer Untersuchungshaft: Fluchtgefahr, Verdunklungsgefahr und die Schwere der Tat, was nur für „Schwerstverbrechen“ gelte.

(hebu/epd/dpa)
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