Geschäftsführender Vizekanzler Sigmar Gabriel übernimmt Lehrauftrag in Bonn

Bonn · Sigmar Gabriel zieht es nach Bonn: Der geschäftsführende Außenminister und Vizekanzler wird im Frühjahr einen Lehrauftrag an der Universität Bonn übernehmen. Seine politische Zukunft ist indes ungewiss.

 Sigmar Gabriel soll in Bonn "wertvolle Impulse in der Lehre setzen". (Archiv)

Sigmar Gabriel soll in Bonn "wertvolle Impulse in der Lehre setzen". (Archiv)

Foto: afp, JT

Den Lehrauftrag bestätigten der SPD-Politiker und die Hochschule am Donnerstag dem "Bonner General-Anzeiger". Nach den Plänen, die bereits weit fortgeschritten sind, soll Gabriel im kommenden Sommersemester an der politischen Fakultät ein Seminar über die Rolle Deutschlands in Europa und der Welt leiten.

Gabriel hielt sich am Donnerstag in der Bundesstadt auf, unter anderem nahm er am Abend an einer Podiumsdiskussion an der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP) teil. Gabriels Engagement sei eine "große Chance für die Universität und unsere Studierenden", sagte Unirektor Michael Hoch der Zeitung. Er werde "wertvolle Impulse in der Lehre setzen". Die Verpflichtung des Außenministers ist Teil von Hochs Plan, den Schwerpunkt der Universität auf die Themen Europa und das deutsch-französische Verhältnis weiter auszubauen. Gabriel könnte hierbei mit seiner Erfahrung und seinen Kontakten zu Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und anderen europäischen Politikern hilfreich sein.

Nach Informationen der Redaktion könnte das Engagement an der Universität Bonn über das Seminar im Sommersemester hinaus noch ausgeweitet werden. Der aktuelle Lehrauftrag läuft unabhängig davon, ob Gabriel in einer möglichen neuen großen Koalition Außenminister bleibt. Die Zukunft des SPD-Politikers in der Bundespolitik gilt als ungewiss. An den Sondierungsgesprächen zwischen Union und SPD ist Gabriel nicht beteiligt. Ambitionen auf das Außenamt werden auch Gabriels Nachfolger als SPD-Chef, Martin Schulz, nachgesagt.

An der Universität herrscht derweil große Freude über den Coup. Geisteswissenschaften müssten heute doch immer auch den Anwendungsbezug im Blick haben, sagte der Dekan der Philosophischen Fakultät, Andreas Bartels. "Dabei kann Sigmar Gabriel mit seinen Impulsen einen wichtigen Beitrag leisten". Auch Volker Kronenberg, Politologe an der Uni Bonn und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der mit der Hochschule verbundenen BAPP, lobte Gabriels Verpflichtung.

"Politische Wissenschaft in Bonn profitierte stets von einem Austausch mit politischer Praxis", so Kronenberg, "dies dem klassischen Verständnis von Politik als praxisrelevanter Wissenschaft verpflichtet."

Diesen Artikel erschien zuerst im Bonner Generalanzeiger.

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