Zeitungsbericht Schröder wusste schon im Oktober vom Gazprom-Angebot

Berlin (rpo). Neue Details in der Debatte um Gerhard Schröders neuen Job als Aufsichtsrat: Einem Zeitungsbericht zufolge soll der Altkanzler bereits Anfang Oktober bei einem deutsch-russischen Gipfeltreffen erfahren haben, dass ihn Vertreter des russischen Gaskonzerns Gazprom für den Posten gewinnen wollen. Unterdessen nehmen auch namhafte CDU-Politiker den Altkanzler in Schutz.

Auch sie wechselten in die Wirtschaft
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Über die frühe Kenntnisnahme Schröders berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf den Chefredakteur des russischen Rundfunksenders "Echo Moskwy", Alexej Wenediktow. Das Blatt zitiert den Kreml-Experten mit den Worten: "Die Idee, für Gerhard Schröder einen Posten bei Gazprom zu finden, wurde bereits auf dem deutsch-russischen Gipfeltreffen Anfang Oktober in St. Petersburg besprochen." Sein Sender habe das aus "diplomatischen Kreisen" erfahren und die Information am 10. Oktober gesendet, sagte der Chefredakteur.

Unterdessen nimmt Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) Schröder in Schutz. Er warne vor einer pauschalen Verurteilung, sagte Beust der Tageszeitung "Die Welt". Wenn jemand glaubhaft darlegen könne, dass sich die neue Position erst hinterher ergeben und mit der Entscheidung im Amt nichts zu tun habe, "dann muss auch ein Politiker nach seinem Ausscheiden die Möglichkeit haben, wirtschaftlich tätig zu sein", betonte der CDU-Politiker. Einen Ehrenkodex lehne er aber ab.

Auch Wirtschaftsstaatssekretär Peter Hintze (CDU) hat den Alt-Bundeskanzler verteidigt. "Ich plädiere für eine streng an der Sache orientierte Beurteilung", sagte er dem "Handelsblatt". Er habe Vertrauen, dass das Zustandekommen der Ernennung Schröders für den Posten bei der Betreibergesellschaft der Ostsee- Pipeline "einwandfrei" sei.

Der Kommunikations-Manager Hans-Hermann Tiedje stellt sich ebenfalls hinter Schröder. "Ich halte die aktuelle Aufregung für überzogen", sagte der frühere Chefredakteur von "Bild" und "Bunte" der "Rheinischen Post". Tiedje betonte: "Sie passt zur deutschen Neidgesellschaft: Ohne dass die Leute irgendetwas Konkretes wissen, werfen sie Schröder vor, sich die Taschen voll zu stopfen."

(afp)
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