Integration Schluss mit Multi-Kulti

Berlin (RPO). Im Jahre 2030 werden rund sieben Millionen Muslime in Deutschland leben. Das wäre gegenüber heute eine Verdoppelung. Anstrengungen zur Integration werden immer wichtiger.

Von den rund 3,5 Millionen in Deutschland lebenden Muslimen sind mehr als zwei Millionen Türken beziehungsweise eingebürgerte Türkischstämmige. Für 2030 rechnet man mit sieben Millionen Muslimen in Deutschland. Vielen politisch Verantwortlichen ist bewusst, dass es ein "Weiter so, Deutschland!" nicht geben darf. Junge CDU-Politiker wie die Berichterstatterin ihrer Fraktion im Bundestags-Innenausschuss für Zuwanderung und Religionsgemeinschaften, Kristina Köhler, sagen selbstkritisch, ihre Partei habe es sich früher zu einfach gemacht, indem sie von Gastarbeitern gesprochen habe: "Von Gästen erwartet man, dass sie irgendwann wieder gehen." Bei "Rot-Grün" habe man hingegen zu lange einem Multi-Kulti-Kult gefrönt, ohne entschieden auf der Einhaltung des Grundgesetzes als Grundlage für alle in der Bundesrepublik Lebenden zu bestehen.

Die Union hat gelernt, dass Deutschland ein Einwanderungsland geworden ist; SPD und Grüne ihrerseits haben begriffen, dass man den nach Deutschland Gekommenen oder hier schon seit Generationen Lebenden Rechte und Pflichten gleichermaßen geben muss, wie es in anderen Einwanderungsländern üblich ist. Kristina Köhler tritt dafür ein, dass die Auslegung des Korans Sache der Muslime selbst und allenfalls der Islamwissenschaften sei. Worauf aber Politiker und Justiz bestehen müssten, sei die Gültigkeit des Grundgesetzes, seiner Menschen- und Grundrechte und die Verbindlichkeit der deutschen Gesetze für alle in Deutschland. Darin stimmten übrigens längst auch fast alle muslimischen Organisationen in der Bundesrepublik überein.

Entschiedener als die für Integration zuständige Staatsministerin im Bundeskanzleramt Maria Böhmer und als Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) provoziert die Abgeordnete und Diplom-Soziologin Köhler bewusst mit dem Begriff "Assimilierung". Integration sei nur so möglich. Assimilierung gelte selbstverständlich nicht für die Religionen, Sitten und Gebräuche, für Esskultur oder die eigene Sprache. Womit sie natürlich nichts gegen die Einigkeit aller Integrationspolitiker sagt, dass das Beherrschen der deutschen Sprache für die Integration aller Ausländer bei uns von entscheidender Bedeutung ist.

Das merken die Imame, die von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und dem türkischen Amt für religiöse Angelegenheiten in Ankara geschult werden. Die türkische Religionsbehörde entsendet jährlich hundert Imame und Prediger neu nach Deutschland. In diesem Jahr werden alle hundert neuen "deutschen" Imame in deutscher Landeskunde unterrichtet.

Hassan Karaca, der im Deutschlandreferat der türkischen Religionsbehörde arbeitet, sieht einen Bewusstseinswandel in beiden Ländern und unterstützt deshalb diese Einübung der Imame. Er weiß, wovon er redet, weil er seit seinem ersten Lebensjahr in Berlin-Kreuzberg aufgewachsen ist und so gut deutsch spricht wie etwa Bülent Arslan, der Vorsitzende des deutsch-türkischen Forums in der CDU. Sie alle bereiten das Feld vor, das Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zusammen mit Muslimen bei seiner nächsten Integrations-Gipfelkonferenz im Juni bestellen möchte. Dabei sind sich aufgeklärte Muslime und durch die türkische Trennung von Staat und Religion geprägte Menschen bewusst, wie steinig der Acker ist. Der Zentralrat der Muslime beispielsweise ist nur eine von zahlreichen muslimischen Organisationen und beileibe nicht so in der Lage, verbindlich wie der Zentralrat der Juden zu sprechen.

Wie wichtig die deutsche Sprache ist, die über das "Hey, krass, Alter" des Deutsch-Türkisch für Anfänger hinausgeht, ist den Imamen klar. Karaca weiß, dass gute Sprachkenntnisse allein nicht ausreichen. Er unterstreicht: "Die in Frankreich brandstiftenden Jugendlichen sprechen alle gut französisch."

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